… Was willst du trinken? Ich habe Bier im Haus.“
René, noch immer seinen Blick auf mich gerichtet, schüttelt den Kopf, auch ich winke ab. Susi setzt sich neben mich und fängt an zu erzählen; ihr fällt das Reden leichter. Sie beginnt ihre Geschichte damit, wie ich im Januar ins Labor gebracht wurde, geht über zu unseren anfänglichen Kommunikationsversuchen und kommt endlich zu dem Punkt, als auch sie während meiner unverhofften und eher zufälligen Demaskierung um Fassung ringen mußte. Anschließend erzählt sie meine Lebensgeschichte, und je weiter sie voranschreitet, desto ruhiger wird unser Gast. In einer Pause findet er seine Sprache wieder.
„Darf ich Sie etwas fragen, Herr ... Dr. Mergenthaler?“ Und etwas leiser zu Susi gewandt, fast heimlich: „Kann ich ihn etwas fragen?“
Sie lächelt ihn nachsichtig an, weil er genau so reagiert, wie sie es getan hat. Unsicher, voller berechtigter Zweifel, nicht wissend, ob er gleich mit einem menschlichen Wesen sprechen wird oder mit einem dressierten Affen.
„Frag ihn was du willst. Er heißt Phillip!“
„Also ... ich bin ... doch noch sehr verwirrt. Du bist, Entschuldigung, Sie sind Arzt von Beruf und haben in Gießen studiert, Herr … Dr. Mergenthaler?“
„An der Justus-Liebig-Universität“, flüstere ich ihm entgegen. „Das ist nun schon fast 16 Jahre her. Und lassen Sie bitte den Doktor weg. Meine Sprache habe ich im Verlaufe der Umwandlung fast verloren, aber ich schaffe es mittlerweile wieder zu flüstern, um mich wenigstens ein bißchen zu artikulieren. Damit geht es ganz gut. Oder?“
Mein Blick fällt auf Susi, sie nickt eifrig. Die Körperhaltung des Journalisten hat sich in den letzten Sekunden - als ich zu sprechen begonnen habe - dramatisch verändert. Sein Kopf ist schief, die linke Schulter nach hinten gedreht, der Mund leicht geöffnet, die Fäuste sind geballt. Seine Augen können nicht glauben, was die Ohren soeben vernommen haben. Susanne steht auf, schenkt ihm einen Cognac ein und stellt das Glas auf den Tisch. Sofort dringt der starke Geruch des Alkohols in meine empfindliche Nase, ich wende mich etwas ab und hoffe, das Glas wird bald geleert sein. René tut mir den Gefallen und stürzt den Weinbrand hinunter, seine Augen zielen unablässig auf mich. Susanne hat mein Mißbehagen bemerkt und stellt das leere Glas beiseite.
Für den jungen Mann ist dies keine normale Lebenssituation. Er empfindet das dieser Szene anhaftende Irreale ebenso heftig, wie dies bei Susi der Fall gewesen ist. …
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