… ihr zuvor erklärt. Also geht die Reise in Richtung Norden. Nach etwa 30 Kilometern Fahrt über Nebenstraßen biege ich von der asphaltierten Landstraße ab und fahre auf einen schlammigen Feldweg, im Schlepptau die junge Frau. In einiger Entfernung erkenne ich eine hölzerne Brücke, die einen Bach überspannt, und dahinter eine Koppel. Beim Annähern zeigt sich auf der Koppel, die keine Tiere beherbergt, im Scheinwerferlicht ein ziemlich baufälliger Unterstand. Ich halte, öffne die Koppel und fahre den Wagen in den Schuppen.
Kurze Zeit später befinden wir uns auf dem Rückweg. Es ist bereits das zweite Mal, daß ich einen ausgeliehenen Wagen stehen lasse und Susanne mich als Anhalter mitnimmt. Die junge Frau hat tausend Fragen, aber weil die Fahrgeräusche zu laut sind, erreicht meine zarte Stimme nicht ihr Ohr, sie muß sich gedulden bis wir zu Hause sind. Das sieht sie trotz ihrer brennenden Neugierde ein und drückt liebevoll meinen Arm. Eine nette kameradschaftliche Geste, die sie von mir übernommen hat.
In meinen Händen halte ich den weißen Liquidierungsvertrag, zusammen mit dem horrenden Judaslohn.
Kapitel XXI
Meine Gastgeberin ist nett eingerichtet. Sie bewohnt ein Dreizimmerapartment im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses. Ich sehe mich aufmerksam um, noch immer restlos glücklich, im Treppenhaus niemandem begegnet zu sein. In meinem Kopf spielten sich zwischendurch fantasievolle Szenen ab, in welchen ich auf meinem Weg nach oben in Susannes Wohnung entdeckt werde. Schreiende Menschen, fliehende Kinder, das reinste Chaos. Personen sprangen aus den Fenstern, riefen um Hilfe. Schnell beruhige ich meine hyperaktiven Gedanken wieder, während Susanne in weiser Voraussicht die Gardinen zuzieht. Ungebetene Zuschauer können wir hier wahrlich nicht gebrauchen.
Die junge Frau bereitet mir ein Abendessen zu, das ich mit Heißhunger verzehre. Da sie meine Vorliebe für Fleisch kennt, hat sie mir unter anderem ein Schinkenbrot gemacht, das ich ausgiebig beschnüffle und erst danach verspeise. Es besteht jedoch ein gewaltiger Unterschied zwischen frischem Fleisch und einem Schinkenbrot; das sage ich ihr natürlich nicht. Aber seit ich dieses bittere Medikament nicht mehr schlucke, ist meine exzessive Gier nach Fleisch deutlich zurückgegangen. Die Lust auf süßes Menschenfleisch ist gänzlich erstorben. Gott sei Dank.
Nur ab und an fordert die Natur ihr Recht, was an den verflixten …
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