… Sie, die orientalische Bauchtänzerin, ich, der Beduinenprinz. Dabei fällt mir auf, daß während der Tanzdarbietung kein einziger Ton zu hören war. Es ist ein lautloser Schleiertanz gewesen, der ebenso schweigsam endete, wie er begonnen hat.
Dennoch dringt jetzt ein leises Summen in mein Ohr, wird lauter und lauter, wobei der Frauenkörper in meinen Armen allmählich verblaßt. Auch die Konturen des Zeltes werden schwächer, bis nur noch ein heller rechteckiger Fleck übrigbleibt.
Beim öffnen der Augen erkenne ich das Leuchten im Fenster, das hinter den Gardinen verrät, daß es Tag geworden ist. Sogleich bin ich auf den Beinen, laufe im Zimmer auf und ab, bleibe schließlich am Fenster stehen und lausche den Vogelstimmen.
Der Ton, der mich von meinem Traum bis hier her begleitet, endet abrupt; er kam aus dem Schlafzimmer, ausgesandt von Susannes Wecker. Vorsichtig nähere ich mich der Tür, klopfe sachte an und drücke sie ein wenig weiter auf. Schlaftrunken blickt mich die junge Frau an, öffnet weit ihre Arme und gibt mir zu verstehen, daß ich mich nähern darf. Ich tue das mit allergrößter Zurückhaltung, setze mich auf den Bettrand, sie greift nach meiner Hand.
„Gut geschlafen?“ wispert meine rauhe Stimme.
„Ja, aber viel zu kurz“, kommt es aus ihrem Munde, dabei zieht sie mich zu sich herab, kuschelt sich an mich, und wir bleiben noch einige Minuten eng beieinander liegen.
„Was möchtest du frühstücken, Phillip?“ fragt sie mich unvermittelt.
Ich muß ehrlich gestehen, daß ich die ständigen Gemüseattacken leid bin, die täglich im Pharmainstitut über mich hereinbrachen, daher entscheide ich mich dafür, mir die menschlichen Eßgewohnheiten wieder zu eigen zu machen. Der gestrige Abend war ein guter Anfang.
„Ich werde essen, was du ißt, Susi.“
Beim Frühstück, bei dem es frische Roggenbrötchen, Käse und Marmelade gibt, erklärt mir Susanne, wie ihr heutiger Tagesablauf aussieht. Sie muß ins Institut, wird aber am frühen Nachmittag wieder zurück sein. Man nimmt es dort mit den Anwesenheitszeiten nicht so hundertprozentig genau. Wenn sie ihre heutigen Aufgaben alle erledigt hat, kann sie wieder gehen; es sei denn, dieser Dr. Groß hätte einen Sonderwunsch. Aber das ist in diesen Tagen eher unwahrscheinlich.
Damit mir der Tag nicht zu lang wird, hat sie auf dem gläsernen Wohnzimmertisch einige Zeitungen bereitgelegt. Sie ist so reizend zu mir.
„Wenn etwas dazwischen kommt, Phillip, lasse ich das Telefon zweimal läuten, warte eine Minute und wiederhole das. …
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