Eine groteske Verwandlung
Kapitel I
Von rechts trifft der endlose äquatoriale Strom gleißenden ostafrikanischen Sonnenlichtes meinen Körper, wärmt mir die Wange auf angenehmste Weise, ein über alle Maßen vertrautes Heimatempfinden liefert mir untrügliche Beweise dafür, hier und nirgends sonst zu Hause zu sein. Die nicht zu bändigende Kraft dieses riesenhaften, beinahe 150 Millionen Kilometer entfernten Gasballes aus der Kälte des Weltraumes umhüllt mit unaufhaltsamer Energie alles Lebendige, durchflutet meinen Leib ebenso wie das gelbe, ausgedörrte Steppengras, worauf ich mich vor wenigen Minuten gebettet habe, um einen kurzen Moment des anstrengenden Tages zu dösen. Sogar die wohlriechende fruchtbare schwarze Erde darunter wird noch durchdrungen vom unablässigen Bombardement des gigantischen Zentralgestirns.
In meiner unmittelbaren Nachbarschaft veranstalten bunte, mit langen grazilen Fühlern ausgestattete Grillen ihr ekstatisches Liebeskonzert, unterbrechen es immer wieder auf unerklärliche Weise, als folgten sie dem Diktat eines unsichtbaren Dirigenten, als warteten sie begierig auf ihre Einsätze, um sich sofort mit nervtötendem Staccato in meinen ohnehin so empfindlichen Ohren zurückzumelden.
Von links verdunkelt drohend der Schatten eines Elefantenfußes mein Gesicht, verharrt nur wenige Zentimeter über meiner Nasenspitze; in meiner derzeitigen Lage erscheint er mir nicht minder mächtig als die helle Sonnenscheibe, kaum wage ich mich zu rühren. Wie eine Kokosnuß würde er meinen kleinen Kopf zerquetschen, mühelos, beim bloßen Absenken seines schweren Beines. Was hindert ihn daran? Ist es mein Geruch, kennt er mich? Erkennt er mich am Ende gar? Ich für meinen Teil kenne ihn gut ...
Es ist ‚Halbrüssel’. Ein Elefantenbulle von wahrlich beeindruckender Größe, der seinen Namen einer Verletzung verdankt, die ihm eine Wildererschlinge vor einigen Jahren zugefügt hat. Nachdem er unglücklich hineingeraten war und sich die Drahtschlinge fest zugezogen hatte, war es ihm nicht mehr möglich, sich daraus zu befreien. Als ich ihn seinerzeit fand, waren große Teile des vorderen Rüsselgewebes bereits abgestorben, er selbst war nicht mehr in der Lage, damit Wasser aufzunehmen, kaum damit zu atmen. Auffällig wurde mir das riesenhafte Tier, als es auf die Knie ging, um zu trinken, sich quasi auf den Bauch legen mußte, um das Wasser mühsam in seinen Mund hineinlaufen zu lassen. …
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