…
Weil ich nun nicht mehr ganz so eilig zurückschwimme, stelle ich fest: Die ganze Aufregung gilt mir! Immer wieder schaut die Gruppe zu mir herüber, deutet, zeigt, fuchtelt wild mit den Armen. Nun fällt mir ein, daß Schimpansen nicht ins tiefe Wasser gehen, weil sie nicht schwimmen können. In brusthohes Wasser schon, ins tiefe niemals. Sobald ich das sichere Ufer betrete, beruhigt sich die Gruppe, diesmal etwas schneller, aber noch immer sehe ich Unglauben in ihren Gesichtern. Indem ich wieder einen Schritt nach hinten in den Fluß mache, versuche ich, sie an den Anblick eines badenden Schimpansen zu gewöhnen. Tatsächlich kehrt wieder Ruhe ein, und irgendwie fühle ich mich ein wenig geschmeichelt durch die Tatsache, daß sich die Gruppe um mich sorgt. Um mich, den Neuen, den Sonderbaren.
Je weiter ich allerdings rückwärts gehe, umso größer wird die Unruhe, und als ich beginne unterzutauchen, schwillt das Geschrei wieder an. Offenbar will es mir nicht gelingen, meine Artgenossen von der Gegebenheit zu überzeugen, daß man als Affe sehr wohl in ein tiefes Gewässer steigen und es auch wieder verlassen kann, ohne Schaden zu nehmen. Aber ich weiß, die Gewohnheit wird dafür Sorge tragen, auch sie mit dem Anblick eines aus den Fluten steigenden Schimpansen vertraut zu machen; für heute will ich es dabei bewenden lassen. Das gegenüberliegende Ufer werde ich ein andermal erkunden. Dennoch stelle ich mir die Frage, ob nicht auch sie schwimmen lernen könnten. Auf jeden Fall werde ich es ausprobieren. Mein Fell trieft. Damit zu schwimmen war nicht so leicht wie früher, aber meine kräftigen Arme haben mir auch hierbei gute Dienste geleistet.
Kapitel IX
Die Nächte des Dschungels sind faszinierend. Während bei Tageslicht die Luft zum großen Teil von Vogelgeschrei erfüllt ist, von Affenrufen oder Insektengesumme, so legt die Dunkelheit Abend für Abend einen Teppich des Schweigens über die Tier – und Pflanzenwelt des tropischen Afrikas. In der Dämmerung erstirbt bald der letzte Vogelruf, der allerletzte territoriale Anspruch wird noch schnell durch einen kehligen Laut unterstrichen, aber irgendwann begibt sich die Hektik des Tages für einige Stunden zur Ruhe, und hervor tritt die majestätische Gelassenheit der Dschungelnacht. Rabenschwarz ist sie, undurchdringlich scheint sie uns, beinahe greifbar ist der verhaltene Atem des unsichtbaren Waldes während seiner Erholungsphase. Mystisch ist die Finsternis, geheimnisvoll und voller Gefahren - völlig lautlos dagegen ist sie nicht. …
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