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Schon am späten Nachmittag beginnen wir mit dem Bau unserer Baumnester, sammeln Blätter zusammen, biegen Äste und Zweige zurecht, kurz, die Vorbereitung unserer Nachtruhe ist uns sehr wichtig. Mehr oder weniger aufwendig werden die Schlafstätten zurechtgemacht. Die Nester der Mütter mit Kleinkind sind etwas weicher gepolstert als die anderen.
Anfänglich hatte ich meine Schwierigkeiten beim Bau meines eigenen Schlafplatzes. Zu stolz, die Bautechnik bei den anderen Gruppenmitgliedern abzugucken, versuchte ich es alleine, mit bescheidenen Erfolgen, worunter meine nächtliche Ruhe erheblich litt. Die Folgen waren meist schlechte Laune während des darauffolgenden Tages, Gereiztheit bis hin zur Unverträglichkeit den Artgenossen gegenüber. Bis ich schließlich meine Überheblichkeit über Bord geworfen und einfach zugesehen habe, wie so ein Nest gebaut wird. Seit dieser Zeit schlafe ich besser, liege auf den federnden Zweigen beinahe wie auf einer Matratze.
Derart angenehm gebettet lausche ich in die Nacht hinaus, hinauf und hinunter; denn die unauffälligen Geräusche kommen von überall her. Mitunter dringt ein Zirpen zu uns empor, schwillt an, erstirbt plötzlich, setzt danach wieder ein, nur, um erneut zu verstummen. Alsdann ist ein Rascheln am Boden zu vernehmen, leichte Tritte ziehen vorüber, aber wir sind zu hoch, als daß die Witterung sofort zu uns heraufdringt. Ein andermal ist der leise Flügelschlag eines Uhus zu spüren, der sich auf der Jagd befindet und in der Dunkelheit über unsere Köpfe streicht. Nur bei Mondlicht, wenn die schwarzen Silhouetten sichtbar werden, vermag ich einige Konturen zu erkennen, diesem nächtlichen Räuber dagegen genügt das Sternenlicht, notfalls verläßt er sich vollständig auf sein fabelhaftes Gehör. Meine Ohren übertragen die Jagd der Eule wie eine Live - Sendung, allerdings ohne Bilder.
Nach dem Hauch eines Vorbeifluges dieses Uhus herrscht zunächst tiefe Stille, plötzlich ein kurzes Flügelschlagen, das Quietschen eines von den tödlichen Krallen des nächtlichen Räubers durchbohrten Tieres, ein kurzer Kampf ohne Gnade, Stille, danach das geräuschvolle Abheben der Eule, und sogleich kehrt die Ruhe zurück. Das alles spielt sich in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Nester ab. Hinzu gesellen sich noch Schreie anderer Opfer, die ihrem Schicksal in dieser Nacht auch nicht entrinnen konnten, oder Paarungsrufe nachtaktiver Säugetiere. Dazwischen immer wieder abgrundtiefe Lautlosigkeit. …
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