… Schließlich gelangte ich mit Eros‘ Hilfe doch noch in den Besitz eines Fetzen frischen Fleisches, biß hinein und verzehrte es genießerisch.
In der Gruppe war eine Stille eingekehrt, die man beinahe andächtig hätte nennen können. Mit uns selbst beschäftigt, kauten wir alle bedächtig die Jagdbeute, stopften uns zwischendurch Blätter in den Mund, kein Laut kam über unsere Lippen. Die Knochen wurden sauber abgenagt, bevor man sich um eine neue Portion bemühte. Jeder von uns erhielt genug Fleisch von dem großen Tier, dadurch hatte das Festmahl mehr von einer geheimnisvollen kannibalischen Zeremonie als von einem Freßgelage. Etwas wie Pietät hatte Einzug gehalten.
Es kommt zuweilen vor, daß sich die Hordenmitglieder gegenseitig Früchte stehlen, dabei scheinen sie wenig Skrupel zu kennen. Beim Fleisch ist das anders. Niemals konnte ich beobachten, daß jemand versucht hätte, sich eines Stück Fleisches zu bemächtigen, das ihm nicht zustand. Andererseits wurde den Bettelnden stets etwas abgegeben. Ich konnte mich des Eindruckes nicht erwehren, als wollten die Jäger bestehende Schuldgefühle gleichermaßen auf die Gruppe verteilen, indem sie jedem Mitglied ein Stück des Opfers übergaben.
Nach dem Genuß von Fleisch verspüre ich jedesmal einen gewaltigen Energieschub, der mich veranlaßt, diese Energie augenblicklich zu verbrauchen; meinen Artgenossen, vor allem den Männern, ergeht es nicht anders. Unsere Kräfte wachsen scheinbar ins Bodenlose. Dabei werden schon mal junge Bäume ausgerissen, man springt gegen Baumstämme, es wird daran hinaufgeklettert, an Ästen gerüttelt, Lärm veranstaltet, die anderen werden erschreckt.
Genauso rasch wie es über uns kommt, ebbt das wilde Gebaren wieder ab, und friedlich zieht der Trupp weiter. Streitereien unter den Erwachsenen finden nicht mehr so häufig statt; vor allem nach der Jagd verbindet uns ein gemeinsames Gefühl des Sieges.
***
Gelegentlich treffen wir auf Menschen, denen wir aber geflissentlich aus dem Weg gehen, denn sie sind in aller Regel auf der Suche nach Fleisch, tragen gefährliche Waffen und machen auch vor unsereins nicht halt. Für gewöhnlich sind es Einheimische, die durch die illegale Jagd in den Wäldern des Schutzgebietes ihren Speisezettel bereichern. Meist haben sie Bögen bei sich, Giftpfeile und Speere, zuweilen aber tragen sie Gewehre. Auf ihren Streifzügen kontrollieren sie ihre hinterhältigen Drahtschlingen, die in letzter Zeit auf wundersame Weise immer häufiger spurlos verschwinden . …
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