… Wer immer nur Gemüse und Obst zu sich nimmt, wird erleben, daß er sich inmitten wilder Gnuherden bewegen kann, ohne deren Flucht auszulösen. Es liegt alleine am Geruch.
Weil ich Gras aber nicht verdauen kann, spukte ich es wieder aus. Dies schien meine Besucherin nicht zu stören, denn sie ließ sich von mir am Hals kraulen. Der erste Schritt war gemacht und so kraulte ich, und kraulte. Nach langer Zeit merkte ich, wie sie sich entspannte, und nun endlich konnte ich sie untersuchen. Sie hatte eine Bißwunde am Kniegelenk, wahrscheinlich von einem Leoparden, die sich entzündet hatte und ihr starke Schmerzen bereitete, sie am schnellen Laufen hinderte. Ich redete ruhig auf sie ein, erklärte ihr, was ich vorhatte, gab ihr eine Spritze ins Knie, alles ließ sie mit sich geschehen. Nach etwa zwanzig Minuten war ihr Knie versorgt, ihr Hals nochmals intensiv gestreichelt, und nun sollte sie wieder gehen, tat es aber nicht. Wie in einer besonderen Erwartung sahen mich diese dunklen Augen an. Hatte ich etwas Wichtiges vergessen?
Nein, sie hatte etwas vergessen! Vorsichtigen Schrittes näherte sie sich, bis ihr Mund meine Hand berührte. Ausgiebig leckte sie meine Finger, sah mich nochmals eindringlich an und lief davon. Auf diese Weise hatte sie sich bedankt. Während der Massai grußlos von dannen stapfte - er war froh, seine Schmerzen los zu sein - hatte sich das Wasserbockweibchen von mir verabschiedet – und bedankt.
Dieses Dankeschönsagen machen fast alle meine Patienten, und das größte Lob, das sie mir zuteil werden lassen, ist ein wiederholter Besuch bei mir, wie ich es heute mittag von Halbrüssel erfahren durfte. In diesen Momenten weiß ich: Diese Tiere haben genau verstanden, was ich für sie tue! Sie verhalten sich ebenso, wie meine Patienten in jener Tierklinik in Westfalen, die ihre Dankbarkeit immer auf diese Art zeigten.
Die Sonne ist bereits im Sinken begriffen, der Flußpferdbulle steht noch immer am selben Fleck. Wenn er sich nicht bald herüberbemüht, wird es dunkel werden, bevor ich ihm helfen kann. Wieder gehe ich ein Stück auf ihn zu, wieder ziehe ich mich zurück. Plötzlich macht er ein paar Schritte in meine Richtung, zögert, läuft so unschlüssig weiter, als zöge ihn ein unsichtbares Gummiseil wieder nach hinten. Ich setze mich in die offene Schiebetür des Wohnmobils, beschäftige mich mit einer Lampe, vielleicht werde ich sie nachher brauchen.
Aha, schon spüre ich ihn. Beinahe lautlos hat er sich mir genähert, steht jetzt zwei Meter vom Wagen entfernt und schwenkt das feuchte Gras in seinem Mund. …
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