…
Das mit dem Massai war eine Ausnahme. Ich habe zwar auch Humanmedizin studiert, meine Hauptaufgabe sehe ich jedoch in der Behandlung der Tiere.
Der stolze Krieger verzog keine Miene, als ich den Zahn aus seinem Unterkiefer wuchtete, nur ein paar Tränen liefen ihm die Wangen herunter; wahrscheinlich Freudentränen. Danach stand er auf und ging einfach weg.
Wieder schaute ich hinüber zu meinem neuen Patienten. Ein großes Wasserbockweibchen scharrte mit seinem Huf im trockenen gelben Gras. Noch war ein Bann zu brechen, noch war der Fluchttrieb stärker als alles andere; aber sein Kommen hatte einen Grund. Die Fluchtdistanz eines Wasserbockes liegt bei zirka 70 Metern, von mir trennten das Weibchen nur noch fünfzehn ...
Vielleicht beruhigt es sich, wenn ich mit langsamen Bewegungen weiterarbeite, dachte ich damals und ordnete meine Geräte wieder ein, nachdem ich sie gereinigt hatte. Den Versuch, sie in dieser Umgebung völlig keimfrei zu halten, habe ich bald aufgegeben. Ich verschloß soeben den Behälter, der meine Operationsbestecke beherbergt, als ich einen Blick auf mich gerichtet spürte. Unendlich langsam drehte ich meinen Kopf und sah in zwei schwarzbraune Augen. Die ‚Böckin’ hatte sich bis auf 4 Meter genähert, starrte nervös und interessiert zugleich zu mir herüber. Als wäre sie gar nicht vorhanden, so kniete ich mich auf den Boden und tat, als äße ich Gras. Neugierig kam sie näher, noch näher, bis sie schließlich direkt neben mir haltmachte. Mein menschlicher Geruch muß ihr Höllenqualen bereitet haben, dennoch lief sie nicht weg. Sie brauchte meine Hilfe. Halb geduckt, noch immer fluchtbereit, sah sie mich an, wie ich mich scheinbar mit Gras vollstopfte. Wer Gras ißt, mochte sie sich gedacht haben, der ißt keine Wasserbockweibchen. Und damit sollte sie recht behalten.
Zu Beginn meiner Arbeit hier habe ich bei den großen Pflanzenesserherden immer aufs neue für Chaos und wilde Panik gesorgt, bevor ich begriff, daß es mein Körpergeruch war, der diese Fluchten auslöste. Nun bin ich kein Löwe, auch kein Wildhund, trotzdem jagten die Tiere kopflos davon, sobald sie Witterung von mir bekamen. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich erkannte, daß meine Ernährung schuld daran war. Ich habe von fleischlicher Kost nie viel gehalten, aber seit ich hier arbeite verzichte ich ganz darauf; das ist unerläßlich. Fleischesser riechen völlig anders, und eben diese Ausdünstung ist es, die alle anderen Tiere warnt. …
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