… Ich lasse eine ganze Weile verstreichen, bevor ich mich wieder zum unbeleuchteten Hauseingang hinüber wage. Erneut läute ich, diesmal versuche ich eine sonderbare Abfolge von Lauten auf dem Klingelknopf, kurze und lange - es soll klingen wie Morsezeichen.
Wieder sitze ich im Wagen, wieder erhellt sich der Flur. Diesmal steigt Susanne die Treppen herunter, öffnet die Haustür und schaut heraus. Den dunklen Lieferwagen, der direkt vor ihren Augen parkt, hat sie nie gesehen. Nach beiden Seiten geht ihr Blick, da schalte ich für zwei Sekunden die Innenbeleuchtung ein. Das erregt ihre Aufmerksamkeit, schon kurble ich das rechte Seitenfenster herunter und zeige ihr meinen schwarzen, dichtbehaarten Arm. Im Bruchteil einer Sekunde erkennt sie die Lage, läuft auf den Wagen zu und steigt ein.
„Phillip!“ ruft sie keuchend meinen Namen. „Wie kommst du denn hier her?“
Diese Frage ist nicht abweisend gemeint, in ihr schwingt vielmehr eine große Überraschung mit, Erleichterung und Freude über das unerwartete Zusammentreffen. Mit meiner heiseren Flüsterstimme erkläre ich ihr kurz, was geschehen ist, und daß dieser Wagen schnellstens verschwinden muß. Anschließend frage ich sie vorsichtig, ob ich für ein paar Tage bei ihr unterkommen kann.
„Selbstverständlich! Was für eine alberne Frage, Phillip. Natürlich. Du kannst hierbleiben, solange du willst.“ Mit ihren großen freundlichen blauen Augen strahlt sie mich an. „Aber du hast recht. Zuerst muß der Wagen weg!“
Geschäftig steigt sie aus, holt ihren Mantel und setzt sich eine Minute später in ihr grünes Auto, das unweit in einer Parktasche steht. Der Lieferwagen setzt sich in Bewegung, dicht gefolgt von Susanne, wir verlassen den Ort in Richtung Göttingen. Wenn man den Wagen findet und nach meinem Verbleib forscht, darf nicht der geringste Verdacht auf Susanne fallen. Weit weg müssen wir ihn bringen, das habe ich ihr zuvor erklärt. Also geht die Reise in Richtung Norden. Nach etwa 30 Kilometern Fahrt über Nebenstraßen biege ich von der asphaltierten Landstraße ab und fahre auf einen schlammigen Feldweg, im Schlepptau die junge Frau. In einiger Entfernung erkenne ich eine hölzerne Brücke, die einen Bach überspannt, und dahinter eine Koppel. Beim Annähern zeigt sich auf der Koppel, die keine Tiere beherbergt, im Scheinwerferlicht ein ziemlich baufälliger Unterstand. Ich halte, öffne die Koppel und fahre den Wagen in den Schuppen.
Kurze Zeit später befinden wir uns auf dem Rückweg. …
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