…
Da reißt mich das Scheppern eines blechernen Eimers abrupt aus dem Schlaf. Licht brennt, es ist die Putzkolonne, sie treibt in aller Frühe ihr Unwesen und läßt es sich heute offenbar nicht nehmen, nach Art jener debilen Scheibenklopfer in Zoos, eine Reaktion bei mir zu provozieren. Aber im Unterschied zu den armen Geschöpfen, die in einem Tiergarten ihr tristes Dasein fristen, bin ich nur scheinbar eingesperrt.
Von den Frauen ist nichts zu sehen, vor dem Gitter steht das männliche Mitglied der Reinigungsgruppe und rattert laut mit seinem Eimer an den Gitterstäben. Was soll nun dieses? Bisher haben sie mich in Ruhe gelassen. Was ist heute in den Mann gefahren? Mit seinen schlechten Zähnen grinst er mich herausfordernd an, hat einen Heidenspaß daran, mich nun geweckt zu haben. Es wundert mich ohnehin, daß ich die Leute nicht schon früher gehört habe. Offenbar hielt mich der Traum zu fest im Griff. Ich träume sonst selten.
Gemächlich klettere ich von meinem Lager herunter, gehe zum Gitter, setze mich und lehne mich mit dem Rücken dagegen. Wenn er schon zur Putzkolonne gehört, kann er auch mein Fell pflegen. Und tatsächlich vermag er nicht zu widerstehen, er muß mich einfach berühren. Leicht zupfen seine Finger an meinem Pelz, stoisch bleibe ich sitzen; eine richtige Pflege ist das noch nicht. Da greift er fester zu, reißt mir einige Haare heraus, noch immer zeige ich keine Reaktion. Und wie das so ist bei den Menschen, und nicht nur bei ihnen, sie hören erst auf, wenn sie etwas kaputtgemacht haben oder man ihnen anderweitig mit starker Hand Einhalt gebietet. Letzteres bahnt sich an.
Diesmal faßt mich der Kerl an der Schulter, zwickt mich brutal, rüttelt an meinem Fell, solange, bis sich schwarze Finger um sein Handgelenk legen und es festhalten wie ein Schraubstock. Langsam drehe ich mich um, richte mich zu meiner vollen Größe auf und stelle fest - mein Peiniger ist etwas kleiner. Er will fliehen, kommt aber nicht von der Stelle.
Es wäre mir ein leichtes, ihn einfach durch die Gitterstäbe zu zerren, dabei würde seine Figur jedoch erheblichen Schaden erleiden, folglich wähle ich den üblichen Weg. Mit einer schnellen Bewegung öffne ich die Tür, ziehe den Burschen ins Innere des Käfigs und schließe sie sofort wieder ab. Nun ist er mit mir vereint, nun hat er genau den Körperkontakt, den er sich so sehr gewünscht hat. Oder doch nicht?
Ich habe keine Ahnung, wo sich seine Kolleginnen aufhalten, es ist mir auch ziemlich gleichgültig. …
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