…
Die Tabletten wirken schnell. Nachdem ich sie kraft meiner ärztlichen – und meiner freundschaftlichen - Autorität wieder ins Bett befördert hatte, will sie am frühen Nachmittag unbedingt aufstehen. Sie fühlt sich schon entschieden besser, dennoch übernehme ich am heutigen Tage ihre Pflege, bereite die Mahlzeiten zu, entlaste sie so gut es geht. Nach dem Abendessen ist sie fast wieder ganz hergestellt. Susanne ist, ähnlich wie ich, eine zähe Natur.
Offen gestanden haben wir heute unglaubliches Glück gehabt. Manche Menschen müssen im Krankenhaus behandelt werden, andere sterben an derartigen Vergiftungen. Ich will diesen Gedanken gar nicht zu Ende führen; er verursacht mir Kopfschmerzen. Nicht nur, weil das unser Vorhaben gefährdet hätte, sondern weil mir Susanne in den letzten Monaten ans Herz gewachsen ist. Sie ist ein liebevoller zartfühlender Mensch, der an sich selbst zuletzt denkt. Man findet jene Attribute selten in diesen Tagen.
Am heutigen Abend schicke ich sie früh zu Bett, nachdem sie folgsam einen heißen Tee mit Honig getrunken hat. Ich blättere gerade in der Tageszeitung, als ich meinen Namen höre. Sogleich bin ich bei ihr, setze mich auf den Bettrand.
„Warum schläfst du noch nicht, Susi?“ frage ich sie erstaunt. Mittlerweile kann ich ihren Namen schon ganz gut aussprechen, wie mir das Sprechen im allgemeinen etwas leichter fällt.
„Weil mir so viele Gedanken durch den Kopf gehen, Phillip“, erwidert sie leise.
Unvermittelt greift sie nach meiner Hand und erzählt mir, wie sehr sie es bedauert, was mit mir geschehen ist. Spricht von der Ungerechtigkeit, die mir zugefügt wurde, und ich spüre ihre unterschwellige Wut auf Hardenberg. Eine Gefühlsregung, die ich so noch nicht bei ihr kennengelernt habe. Sie nennt ihn Dr. Frankenstein und spricht darüber, wie froh sie ist, daß ich hier bin und wie sehr sie meine Nähe schätzt. Ganz fest hält sie inzwischen meine große schwarze Hand, drückt sie an ihre Brust, plötzlich rinnen Tränen über ihr bleiches Gesicht.
„Ich habe Angst, Phillip.“
Ich verstehe ihre Sorgen und versuche sie zu trösten. Es ist tatsächlich nicht leicht, unser Vorhaben durchzuführen. Gespannt sind wir beide erst einmal auf den Freitag. Wie wird der Journalist reagieren, von dem ich bisher nur den Vornamen kenne? Von dem ich aber einen Artikel gelesen habe. Er schreibt mit viel Engagement, so viel ist sicher. Wenn wir ihn auf unsere Seite bringen könnten, wären wir ein beträchtliches Stück weiter. …
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