… Zu meiner größten Verwunderung benutzte er die Samen des Giftbaumes nicht, wobei sie den meisten Wirkstoff enthalten.
Man darf dabei den Umstand nicht außer acht lassen, daß in Afrika gewisse Pflanzengifte nicht ausschließlich für die illegale Jagd verwendet werden! Wer einen unliebsamen Nachbarn hat, der ihm Sorgen bereitet, einen Kontrahenten in Sachen Liebe, einen Verwandten, den er gerne vorzeitig beerben will, oder wer einfach seinem Lehrer für dessen schlechte Zensuren eins auswischen möchte, greift nur allzu gerne auf dieses ,Allzweckmittel’ zurück, welches so manche Probleme löst und vielerorts für wenig Geld völlig legal zu haben ist.
Ließ der Medizinmann der Giriama die effektiven Samen zwar unbeachtet, so tat er doch einige Blätter des Baumes in den Sud, und danach bestand seine Hauptaufgabe darin, die heiße Brühe im Topf ständig umzurühren; wenn man einmal davon absah, daß er zwischendurch immer wieder geheimnisvolle Zauberformeln murmelte und dabei versuchte, so grimmig wie nur möglich dreinzuschauen. Offensichtlich wollte er seine ehrfurchtsvollen Zuschauer daran erinnern, daß ohne seine Magie nie und nimmer ein brauchbares Gift in dem Kessel entstehen würde.
Den ganzen Tag und die halbe Nacht rührte er, goß ständig frisches Wasser nach und sorgte so dafür, den mittlerweile dunklen Brei nicht anbrennen zu lassen. Das schwarze, mit tiefen Furchen durchzogene Gesicht des Medizinmannes, vom flackernden gelben Licht des Feuers in immer neuen geisterhaften Schattierungen gezeichnet, verharrte dabei in einer Konzentration – nur zuweilen unterbrochen von wilden Zuckungen – daß man die Ansicht vertreten konnte, das Gebräu verbreite schon allein beim Zubereiten seine todbringende Wirkung.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Das tödliche Gift - welches in der Kikuyu - Sprache kiororo oder mururu heißt, etwas weiter südlich musungu genannt wird, und letztlich in jedem Dialekt einen anderen Namen besitzt - war fertig. Es wurde noch etwas Asche dazu gemischt, und nachdem die zähe teerartige Substanz mühselig durch ein grobes Sieb gepreßt worden war, wurden daraus kleine, zigarrenartige Würste geformt und diese anschließend in frische Blätter gewickelt.
Gegen Ende der geheimnisvollen Zeremonie reichte mir der Zauberer mit seinen dürren, rissigen Fingern einige Beeren. Sie stammten von besagtem Giftbaum - oder Strauch - und schmeckten süßlich. Im Süden habe ich dieses Gewächs des öfteren gesehen, wußte damals jedoch noch nichts über seine außergewöhnlichen zerstörerischen Kräfte. …
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