… Deutlich erkenne ich Kampfspuren, Kratzer, Bißwunden, ohne Zweifel die Attacke einer Raubkatze. Als ranghoher Mann ist er solchen Angriffen zu aller erst ausgesetzt, das ist seine Aufgabe in der Gruppe, und es würde mich nicht wundern, wenn noch einige andere seiner Genossen mit ähnlichen Verletzungen hier auftauchen. Leise spreche ich ihn an, zeige ihm mein Kopfhaar und fordere ihn zur Fellpflege auf, er beginnt sofort damit. Weil er aber deswegen nicht hergekommen ist, unterbreche ich kurz darauf seine hingebungsvolle Tätigkeit. Meine Untersuchung läßt er genauso gerne über sich ergehen wie eine intensive Körperpflege. Gebrochen hat er sich nichts. Ich sehe mir sein Gesicht an. Von der Nase fehlt ein Stückchen, ebenso von der Oberlippe. Die Augenbraue hat die volle Wucht des Bisses abbekommen, sie hängt halb über dem Auge, läßt darunter rotes Gewebe erkennen und geronnenes Blut. Ich reinige die Wunde über dem Auge, spritze eine Betäubung, woraufhin er die Flucht ergreift.
„Komm, stell dich nicht so an, du, Held von Troja“, rufe ich ihm nach, „was jetzt kommt, spürst du überhaupt nicht.“
Wie von einem Magneten angezogen kommt er wieder näher, anscheinend will er sich hier vor all seinen Artgenossen keine Blöße geben. Als er erneut vor mir Platz nimmt, nehme ich die Nadel und nähe ihm mit fünf Stichen die Augenbraue wieder zusammen, scharf beobachtet von der Mutter, die noch immer neben ihrem Jungen auf dem Fahrersitz hockt. Um den Faden brauche ich mich nicht weiter zu kümmern, der fällt irgendwann von alleine ab, und weil die Dose mit den Pfirsichen schon mal offen ist, bekommt auch er noch ein Stück davon ab. Es fehlen schon einige - Mama Pavian hat sich heimlich bedient.
Ich sehe kurz nach ihrem Kleinen, er ist munter, seine Arme sind etwas kräftiger geworden, meine Vermutung, ihm fehle Wasser, war richtig. Ich weiß aber nicht, welche Pflanze es war, die er fälschlicherweise konsumiert hat. Er erhält eine zweite Kochsalzlösung, danach rappelt er sich auf und beginnt mit der Mutter zu spielen. Das Führerhaus wird bald zu eng für die Hundsaffen, sie springen hinaus aufs Gras. Zufrieden schaue ich den beiden zu, wie sie sich entfernen, wie sie sich der Nahrungssuche widmen, wie sie mich wieder vergessen.
Über meiner Arbeit ist es Mittag geworden, ich verspüre Hunger und bereite sorgfältig mein Essen zu. Als der Tisch gedeckt ist, bin ich mit einemmal umringt. Aber es sind keine Patienten, um die ich mich kümmern soll. …
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