… Langsam schiebt sich ein riesenhafter Kopf in unsere Richtung, bleibt stehen, bewegt sich weiter, zwei bernsteinfarbene Augen sind auf mich gerichtet. Es ist ein stattlicher männlicher Löwe, der sich auf uns zubewegt. Sehen kann er nur mich, aber er wittert die Geparde, will sie töten. Die Mutter könnte sich schnell in Sicherheit bringen, und auch ich wäre im Handumdrehen auf dem Baum. Gefährdet sind die drei Kleinen, die will er sich holen.
Simba hat sich nun bis auf wenige Meter genähert, liegt tiefgeduckt im Gras, richtet seine Hinterbeine, bereitet sich auf den entscheidenden Angriff vor. Mama Gepard spürt meine Unruhe und steht auf. Auch sie kann die Gefahr nicht wittern, schaut mich nur an. Ich bin fest entschlossen, diese Winzlinge nicht dem Löwen zu überlassen. Sie würden einen völlig sinnlosen Tod sterben. Weder sind sie Nahrungskonkurrenten des Löwen noch seine Feinde. Im Gegenteil, oftmals versorgen sie die gelbe Großkatze mit Fleisch, indem sie ihr die frischgeschlagene Beute überlassen müssen. Hier hat die Evolution einen Fehler integriert.
In meiner Hosentasche befindet sich stets die Wunderwaffe. Eine kleine Wasserpistole, ähnlich denen, die Kinder im Sommer benutzen, um sich gegenseitig naß zu spritzen. Meine Spritzpistole allerdings hat es in sich. Sie enthält einen ganz besonderen Saft.
Gordon, ein ehemaliger Kommilitone von mir, der nach seinem Studium in Deutschland wieder in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist und mit dem ich noch immer Kontakt pflege, hat ihn mir geschickt. Er stammt vom Mephitis oder Streifenskunk und ist wohl die beste Waffe gegenüber ungebetenen Gästen, die sich denken läßt. Selbst bei Menschen, die nachweislich nicht zu den Nasentieren zählen, ruft der Gestank solche Übelkeiten hervor, daß alles andere zweitrangig wird. Am schlimmsten ist der abnorme Geruch für Hunde zu ertragen, die sich mitunter erbrechen.
Noch sitzt der Löwenmann nichtsahnend im Gras, ich halte die Pistole in der Hand, entferne den kleinen Verschlußdeckel, der die Flüssigkeit daran hindern soll, in meiner Hosentasche für Verdruß zu sorgen. Dieser Löwe kennt mich noch nicht – er wird mich kennenlernen! Konzentriert ziele ich auf die Raubkatze. Die zögert noch, vielleicht wird sie durch meine Präsenz irritiert. Unbeirrt zeigt meine Hand auf den Angreifer. Endlich entschließt der sich zur Attacke, schnellt vor, streckt seinen massigen Körper, hebt den gewaltigen Kopf an und - erhält in sein entschlossenes Gesicht ebenso entschlossen die volle Ladung. …
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