…  Mein Ziel ist eine bestimmte Furt. An jener Stelle ist der Gurumeti nicht besonders tief, aber von einer großen Zahl prächtiger Krokodile bevölkert.

Schon von weitem kann ich die Uferregion ausmachen, dort sind die Büsche immer dicht und grün, wenngleich kaum Bäume zu sehen sind. Das wiederum liegt wohl am häufigen Wechsel des Flußlaufes, den Bäumen bleibt nicht genügend Zeit groß zu werden, Büsche dagegen wachsen schneller. Der Weg ist staubig, weich, trotzdem habe ich plötzlich einen Reifenschaden. Ich halte an und steige aus. Allem Anschein nach wurde der rechte Vorderreifen schon vor Stunden von einem messerscharfen Stein beschädigt, hat langsam seine Luft verloren, bis er schließlich von der Felge sprang. Das ist kein Malheur, ich habe Ersatz dabei. Ohne Hast hole ich den Reservereifen unter dem Wagen hervor und lege ihn neben das Fahrzeug. Da rieche ich sie!

Es sind viele und sie kommen näher. Neugierig steige ich auf das Dach des Wagens und spähe im Kreis. Acht zähle ich, zehn, am Ende sind es dreizehn Löwen, die sich anpirschen, ein recht großes Rudel. Und ich habe einen Plattfuß. Das paßt vorzüglich zusammen. Ich werde zunächst abwarten und sehen, was sie vorhaben, denn es ist heller Nachmittag und keine Jagdzeit für die gelben Großkatzen. Sie nähern sich bis auf 20 Meter und lassen sich im trockenen Gras nieder, außer einer. Erhobenen Hauptes steht dort drüben eine Löwin und schaut zu mir herüber. Ihr Schweif zeigt nicht die gewohnte Beweglichkeit, mit der Katzen ihre Aufmerksamkeit zum Ausdruck bringen, sondern hängt wie ein Fremdkörper herunter. Auch scheint es mir, als stünde sie nicht ganz gerade, als hätte sie trotz des erhobenen Kopfes eine schiefe Körperhaltung. Ich werde sie mir ansehen müssen. Aber zuerst wird das Rad gewechselt.

Ohne ersichtlichen Grund entschließe ich mich anders und gehe auf die Löwin zu. Im Hintergrund habe ich ‚Tiger’ gesehen. Ich kenne das Rudel seit Jahren, die Weibchen sind mir vertraut, auch einige ihrer Jungen; die Männchen lassen sich im Moment nicht blicken, daher weiß ich nicht, ob sie mich schon einmal in Aktion erlebt haben, oder ob ich mir erst Respekt verschaffen muß.

   Besonders ‚Tiger’, ein körperlich etwas zurückgebliebenes Männchen von weniger als 2 Jahren, hat es mir angetan. Er bekam diesen Namen von mir, weil er so dünn war, wie diese herrliche asiatische Katze, deren breitester Körperteil ihr Kopf ist. Im Alter von 3 Monaten wurde er von einer Puffotter gebissen und erhielt von mir sofort ein Serum gespritzt. …