Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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…  Gegen neun werde ich richtig unruhig, Blutgeruch steigt mir in die empfindsame Nase, macht mich geradezu wild. Ungestüm laufe ich im Käfig auf und ab, wie ein psychisch krankes Zoogeschöpf, springe schon zum zwanzigsten Mal auf meine Pritsche hinauf und wieder herunter, ich bin kaum zu bändigen; als befände ich mich auf der Jagd ...

Durch die Schwingtür kommt Susanne. Sie ist es, die stark nach Blut riecht, sie hat ihre Tage. Ich werde beinahe wahnsinnig. Schnell schreibe ich auf die Tafel, daß sie wieder gehen und erst zurückkommen soll, wenn ihre Periode vorbei ist; zu ihrer eigenen Sicherheit! Die genauen Gründe werde ich ihr später erklären. Erschrocken und ein wenig verstört geht sie wieder weg. An der Schwingtür dreht sie sich noch einmal kurz um, sieht mein ungehaltenes Gebaren und wendet sich ab. Hoffentlich habe ich sie nicht zu sehr gekränkt. Mein Mund schmeckt nur noch bitter.

   Um die Mittagszeit tritt unverhofft Dr. Groß vor das Gitter, und erneut rieche ich Blut. Meine Unruhe läßt nicht nach, der Blutgeruch verändert mein Wesen derart, daß ich beinahe nicht imstande bin klar zu denken. Groß hat sich beim Rasieren geschnitten, winzig klein ist die Wunde am Kinn, dennoch versetzt sie mich in einen fast unkontrollierbaren Rausch. Ich habe nicht einmal herausfinden können, was er von mir wollte, zu sehr war ich mit mir selbst beschäftigt. Die Bitterkeit in meiner Kehle ist unerträglich.

Mein Essen habe ich nicht angerührt, heute nacht muß ich wieder hinaus, heute nacht brauche ich Beute. Aber andere Beute. Ich brauche Fleisch, süßes Fleisch ...

 

   Seit über einer Stunde bin ich unterwegs, habe im fahlen Licht der Mondsichel etliche Kilometer im Affengalopp zurückgelegt, den Wald hinter mir gelassen, als ich ein Dorf ausmache. Es ist nicht sehr groß. Wie einen Verdurstenden drängt es mich hinein, als zöge mich ein Seil; ich kann mich nicht dagegen wehren und will es auch nicht. Meine Augen suchen die nächtlichen Gassen ab, finden eine Metzgerei am Straßeneck. Aber nach altem totem Fleisch steht mir nicht der Sinn. Mein Trieb befiehlt mir: Frisches, lebendiges Fleisch muß es sein! 

   Wir haben März, die Fenster sind meist geschlossen, und so folge ich meinem Instinkt, der mich zielsicher leitet. Oftmals weiß ich nicht einmal, warum ich nun diese Straße entlang laufe, warum ich gerade hier abbiege; ich gehorche lediglich dem Magneten, der mich anzieht.

   Es ist seit meinem Aufenthalt im Pharmagebäude nicht das erstemal, daß ich auf der Jagd bin, in dieser Nacht aber bin ich nicht zu halten. …


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