…
Susanne sorgt sich wirklich rührend um mein Wohlergehen. Über den Zeitungsartikel, den ich ihr zu lesen gab, war sie nicht wenig überrascht. Einen Lügner nannte sie Hardenberg und einen Heuchler, und „man müßte ihm die Maske vom Gesicht reißen.“
Richtig wütend war sie über den Bericht gewesen, danach hatte sie mich lange angesehen mit einer Mischung aus Mitleid und Respekt. Und großer Sorge, das war nicht zu übersehen. Als meine schwarze Hand durchs Gitter glitt, sanft die ihre nahm und streichelte, wurde sie ruhig.
Für mich überraschend faßte sie in ihre Brustasche, nahm ein kleines Stück Papier heraus und gab es mir. Dort stand ihre Adresse. Der Ort, die Straße und die Telefonnummer. Sie wohnt in einem Städtchen, ein paar Kilometer von hier. Sollte ich je in Schwierigkeiten geraten, hatte sie noch angefügt, oder es hier nicht mehr aushalten, solle ich sie sofort aufsuchen. Ich hatte es ihr versprochen. Die Telefonnummer dürfte mir bei meiner derzeitig etwas eingeschränkten Eloquenz nicht viel nützen, aber zu wissen, ich kann irgendwo Zuflucht finden, war doch beruhigend.
Susanne drückt mich jetzt ganz fest, verspricht mir noch ein weiteres Glas Honig, wünscht mir für den morgigen Tag viel Glück und läßt mich wieder allein. Als sie geht, weint sie.
In dieser Nacht sitze ich an Dr. Groß’ Computer, begebe mich ins Internet und kontaktiere das Zentrum für molekulare Zellbiologie in Göttingen. Als ich fündig werde, schicke ich als Dr. Groß eine E-Mail an Prof. Dr. Hardenberg, in welcher ich ihm für seine Leistungen gratuliere. Darin erwähne ich den Zeitungsartikel, in welchem ich ‚mit Freude zur Kenntnis genommen habe, daß in seinem Institut keine Versuche an Menschen oder mit Menschen gemacht werden’.
Ich möchte Hardenberg hierher locken, möchte ihn sehen, deute daher in der Folge an, daß sich in unserem Besitz ein recht großer Pan troglodytes befindet und frage an, ob er keine Verwendung für ihn hätte, wenn unsere Experimente abgeschlossen sind. Ich beschreibe kurz die Gestalt, meine Gestalt, den Ort, wo er gefangen wurde und seine ungewöhnliche Auffassungsgabe. Gegen Ende erwähne ich noch den Umstand, daß er bei seiner Gefangennahme im Kongo eine auffällige Uhr am Handgelenk trug, an deren Unterseite ein Name eingraviert ist. Die E-Mail beende ich mit den Worten:
‚Ich grüße Sie herzlich, Ihr ergebener Dr. Groß!‘
Als ich sie abschicke, weiß ich, die Antwort werde ich wahrscheinlich nie zu sehen bekommen. …
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