Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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…  Obwohl der Schlüssel oben auf der Pritsche liegt, umfassen meine Finger das Gitter. Ich werde jetzt ausbrechen, mich durch die Stäbe zwängen und jagen …

Da kommt Susanne zurück, schaut sich um, betritt den Käfig und stellt eine Plastiktüte auf den Tisch. Sie holt ein Päckchen Rosinen heraus, Traubenzucker, Würfelzucker, Süßstoff, was sie eben in der bescheidenen Kantine hier im Haus finden konnte. Ich zeige kein Interesse daran, sondern beginne wieder auf und ab zu wandern. Schließlich stellt sie ein halbvolles Glas Honig auf den Tisch, und - ich bleibe stehen. Wie ein Magnet zieht mich der Inhalt des Glases an. Meine Nase spielt verrückt! Augenblicklich versucht meine Hand den Deckel aufzuschrauben, aber er ist lange nicht geöffnet worden und das Gewinde völlig verklebt. Der Honig im Innern zeigt schon weitestgehend kristalline Struktur, fließt nur noch schwach. Aber ich will ihn haben! Ich muß ihn haben! Jetzt!

Ungeduldig dreht meine Hand am Deckel, da bricht das Glas in zwei Teile. Sofort führe ich es zu meinem Munde, gierig schleckt meine Zunge den süßen Blütennektar. In jede Ecke der beiden Glashälften dringt sie vor, ängstlich darum besorgt, auch nicht den kleinsten Rest zu übergehen. Mein Daumen hat beim Bruch des Glases einen tiefen Schnitt davon getragen, der mich nicht weiter stört; ich habe den Schmerz nicht gespürt. Als von der süßen Masse im Glas nichts mehr übrig ist, lecke ich wie in Ekstase den Honig zusammen mit meinem eigenen Blut von meinen Händen ab, bis sie blitzsauber sind.

   Wenige Minuten später schwindet diese unkontrollierbare Kopflosigkeit, ich werde ganz sanft, erhole mich, wie nach einem anstrengendem Lauf. Denn mit einemmal ist der unbändige Drang, süßes Menschenfleisch zu essen, verschwunden. Er hat sich nach einem halben Glas Honig in nichts aufgelöst. Diese Erkenntnis erfüllt mich mit unglaublicher Freude. Ich schreibe es auf die Tafel, auch Susanne ist überglücklich. Ein Ziehen an meinem Fell zeigt jedoch, ich bin noch immer nicht in der Lage Schmerz zu fühlen. Die Wirkung dieses Präparates hat keineswegs nachgelassen.

„Liegt es tatsächlich am Honig?“ fragt Susanne mich ungläubig.

Durch ein zaghaftes Nicken deute ich an, daß ich nur zu gerne bereit wäre, das zu glauben. Wir wissen beide nicht, wie lange der Honig wirkt. Aber er hat das bittere Empfinden in meinem Rachen vollständig beseitigt, und das war nicht zuletzt mitverantwortlich für meine Raserei. …


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