Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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… 

   Bei unserer gestrigen Zusammenkunft, während einer ruhigen Minute, sah ich mich genötigt, sie über mein kleines Geheimnis in Kenntnis zu setzen. Anfangs war sie ziemlich schockiert darüber, daß ich diesen gräßlichen Trieb, Fleisch zu essen, Menschenfleisch gar, nicht kontrollieren kann und unbedingt jagen muß. Später hatte sie eingesehen, daß auch dieses Verhalten in meinen Genen angelegt wurde. Erstaunlich dabei ist, mein Verlangen nach Menschenfleisch bricht nur nach der Verabreichung dieses bitteren Medikaments aus. Dies war zuvor nie der Fall gewesen, niemals wäre es mir in den Sinn gekommen Menschen zu jagen.

   Die junge Frau hat erkannt, daß all dies nicht meine Schuld ist, und mich bedauert. Auch mein animalisches Gebaren nach jeder Medikamentenverabreichung hat sie mir verziehen. In mir, so meinte sie, stecke viel von einem jener Suchtkranken, die ihres starken Verlangens auch nicht Herr werden können; womit sie nur teilweise recht hat. In mir steckt etwas von einem Karnivoren, einem Fleischesser, und dagegen kann ich nichts unternehmen. Das Essen ist für eine Hyäne ein ganz wesentlicher Bestandteil ihres Tagesgeschehens. Das rasche und gierige Hinunterschlingen von großen Portionen, unabhängig vom tatsächlichen Hunger, gehört zu ihrem Überleben dazu wie das Atmen. Dieser Urtrieb ist selbst bei seit Tausenden von Jahren domestizierten Hunden nicht auszurotten. Auch wenn ein Haushund regelmäßig ausreichend Futter erhält, wird er sich in den meisten Fällen noch immer so verhalten, als stünde er kurz vor dem Verhungern und müsse seinen Napf vor der ganzen Welt verteidigen.

   Diesen Zwang hatte ich Susanne zu erklären versucht, sie nickte nur stumm. Ob sie mich nun für einen Mr. Hyde oder nur für Dr. Jekyll hält, weiß ich nicht. Dessenungeachtet fühle ich mich manchmal genauso enthemmt. Wie eine Bestie, die zuweilen völlig zu Unrecht auf freiem Fuße ist, die man hinter dicke Mauern wegschließen müßte, weit entfernt von jeglicher menschlicher Zivilisation. Wenn mich jedoch der animalische Blutrausch überkommt, sieht meine Einschätzung der Dinge wieder völlig anders aus.

   Die junge Frau vor meinem Käfig erzählt mir nun, daß morgen ein weiterer Versuch stattfinden wird, ein Versuch ohne Eisenstäbe - bei dem Blut fließen soll.

‚Solange es nicht mein Blut ist, stört es mich wenig‘, schreibe ich auf die Tafel. Noch immer wirkt das starke Medikament von heute morgen, und seine Wirkung wird noch lange andauern. …


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