… Wie verabredet verläßt die junge Frau den Raum und begibt sich auf die Suche nach den heiligen Gefilden dieses Prof. Dr. Hardenberg.
Während der Wartezeit ziehe ich meinen Mantel wieder an und untersuche den Raum. In der Mitte befindet sich ein Elektronenmikroskop, dessen Fuß durch den Boden in tiefere Etagen reicht. Einige Monitore sind zu sehen, in der Ecke reckt sich verlassen wie ein Waisenkind ein zweiblättriger Gummibaum in die Höhe, versucht vergeblich, meine Aufmerksamkeit zu erheischen. Zwei Schreibtische runden die spartanische Einrichtung ab.
Da öffnet sich die Tür und schließt sich augenblicklich wieder. Susanne ist ins Zimmer gehuscht, nimmt mich am Arm und führt mich zum Treppenhaus.
„Er hat seine Räume im dritten Stock“, flüstert sie mir zu, und während wir hinauf steigen, hoffen wir innig, niemandem zu begegnen.
Die dritte Etage ist ebenfalls unbeleuchtet, nur einige rote Lämpchen zeigen uns den Fluchtweg an.
„Zimmer 346“, sagt Susanne. „Hier beginnt sein Reich.“
Leider ist die Tür verschlossen. Wir betreten den Raum rechts daneben, das Sekretariat, machen kein Licht, schließen die Tür sofort wieder. Von hier aus wollen wir ungestört in das Zimmer des Professors. Jenes Mannes, der ein Monster geschaffen hat; der mich geschaffen hat.
Aber auch diese Verbindungstür ist zugesperrt. Was mag dieser Mensch dort so Wichtiges zu verbergen haben? Mein prüfender Blick wandert über den massiven Türrahmen, über das Messingschloß, den Türgriff. Ein wenig Anlauf werde ich schon brauchen, daher mache ich drei Schritte nach hinten.
Unvermittelt explodiere ich, werde nach vorne geschleudert, drehe meinen Körper und krache mit dem Rücken gegen die stabile Tür, die – so stabil nicht war. Das feste Schloß wird aus dem Holz gerissen, liegt nun auf dem Boden zu meinen Füßen; mit der Hand schiebe ich die Tür ganz auf.
Dieser moderne Dr. Frankenstein ist geschmackvoll eingerichtet. Hinter einem gewaltigen Schreibtisch steht ein wuchtiger Ledersessel mit Armlehnen, die Schränke sind in die Wände eingelassen. Aber es ist nicht dasselbe Zimmer, in dem er mich vor über fünfzehn Jahren empfangen hat. Wir wollen uns nicht länger als nötig aufhalten, schalten auch hier kein Licht ein, sondern starten seinen Computer.
Zufrieden stelle ich fest, daß er die E-Mail erhalten und gelesen hat. In seinen Dateien finden wir nichts, nicht ein Sterbenswörtchen über seine Arbeit ist dort zu entdecken. …
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