Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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…  Die Dosis war hoch. Ein kräftiges Ziehen an meinen langen Haaren läßt mich keinerlei Schmerzen empfinden, diese Unempfindlichkeit kenne ich bereits seit Wochen. Was man mir hier in regelmäßigen Abständen einflößt, ist ein Kombinationspräparat, es nimmt die Angst und raubt den Schmerz. Ich werde also genau zu dem Zeitpunkt wissen, daß die Wirkung nachläßt, wenn ich wieder fähig bin, schmerzvolle Erfahrungen zu machen.

„Was wirst du anstellen, wenn sie dir wehtun?“ fragt Susi mich.

In ihren schönen blauen Augen lese ich tiefe Besorgnis, das Leben ihrer Kollegen betreffend. Sie weiß um meine Kraft, aber einen meiner Wutausbrüche hat sie noch nie miterlebt.

‚Das kann ich erst sagen, wenn es soweit ist‘, kritzle ich auf die Unterlage. Dann kläre ich sie kurz über meine derzeitige Schmerzunempfindlichkeit auf, wieder nickt sie stumm. Richtig beruhigen aber kann ich sie damit nicht. Denn gerade Schmerzunempfindlichkeit schütz nicht vor Verletzungen.

Auch daß meine Unruhe schon wieder dramatisch ansteigt, entgeht ihr nicht. Offenbar habe ich das Adrenalin restlos abgebaut. Die Bitterkeit in meinem Mund ist ebenfalls zurückgekehrt. Ich gehe im Käfig auf und ab, schaue zum Fenster hinauf, sehnsuchtsvoll den Abend erwartend. Dieses starke Medikament verursacht in meinem Rachen jedesmal einen derart bitteren Geschmack, daß mein Verlangen nach süßem Fleisch ins Unermeßliche wächst. Susanne weiß das, kann mir aber nicht helfen. Plötzlich schaut sie mich mit großen Augen an, offenbar hat sie eine Idee.

„Ich bin gleich zurück“, sagt sie nur und läuft weg.

Es ist mir gleichgültig, ich schaue nach oben zum Fenster. Wie ein heulender Wolf den Mond anschaut. Der Platz auf meinem Lager wird mir unbehaglich, immer näher rückt der Abend, immer stärker wird mein Wunsch nach süßem Fleisch, die Bitterkeit in meinem Rachen ist nicht mehr zu ertragen. Zum wiederholten Male trinke ich eine ganze Dose Mineralwasser leer, aber der herbe Geschmack bleibt. Wenn ich doch nur eine reife süße Mango hätte.

   Wie in einer Zwangsjacke fühle ich mich. Schon beginne ich im Käfig zu hüpfen und kurze Strecken zu laufen, so sehr quält mich der Umstand, dieses Gefängnis noch nicht verlassen zu können. Im Gebäude wird noch gearbeitet, ich darf noch nicht hinaus. So stark wie am heutigen Tage habe ich diesen Zwang noch nie empfunden; es fehlt nicht viel und ich schreie. Ich muß jetzt raus hier! Gleichgültig, ob mich jemand beobachtet, ich werde jetzt auf die Jagd gehen. …


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