… „Es ist so entsetzlich tief, Phillip.“
Ich höre es gern, wenn sie mich Phillip nennt, das gibt mir das Gefühl ein Mensch zu sein. Kein haariger Affe, ausgestoßen aus der menschlichen Gemeinschaft, sondern ein gleichwertiges Individuum in einer Gesellschaft von Privilegierten.
Vehement schüttle ich mein Haupt, grinse sie an und nicke vertrauensvoll. Ob das ausreichen wird? Ich sehe ihr an, daß sie vor der Tiefe mächtig Respekt hat, weich und behutsam fasse ich ihre Arme und lege sie bestimmt um meinen dünnbehaarten Hals. Sofort löse ich sie wieder und fordere sie auf, sich auf den Fenstersims zu begeben, sie tut es, widerwillig. Endlich sitzt sie auf dem Sims, ihre Beine baumeln ins Leere. Voller Furcht lehnt sie ihren Oberkörper zurück, will zwar hinaus, aber ihr Körper weigert sich strikt. Mit einem Satz bin ich ebenfalls aus dem Fenster, umfasse die Dachrinne mit einer Hand, gleite rasch die paar Stockwerke hinab und sitze nach wenigen Augenblicken wieder oben bei ihr auf dem Sims; das soll ihr etwas von ihrer Angst nehmen.
All seinen Mut zusammennehmend ist der Wachmann zurückgekehrt, die Tür des Vorzimmers wird erneut geöffnet, gewährt dem Flurlicht wieder Einlaß. Er weiß, daß die Polizisten im Anmarsch sind, hat hier drinnen etwas gehört und will uns die Flucht verwehren. Ein Sprung bringt mich zur Tür, die diesen Raum mit dem Vorzimmer verbindet, ich stehe geduckt neben dem beschädigten Rahmen und sehe am Schatten, daß der Mann seine Waffe gezogen hat. Langsam schiebt sich der Lauf der Pistole durch den Türrahmen, sucht ein Ziel, findet aber keines.
Die Fensterbank ist leer! Susanne hat sich überwunden und ist hinausgeklettert. Jetzt hängt sie am Sims, wer weiß, wie lange sie sich dort festhalten kann. Ich muß handeln. Jetzt. Sofort.
Entgeistert sieht der Wachmann, wie aus dem Nichts heraus eine schwarze Hand seine Waffe ergreift, er schreit erschrocken auf und läßt sie augenblicklich los. Sie fliegt polternd in die hinterste Ecke des Raumes. In der Folge fasse ich den sich heftig wehrenden Mann und ziehe ihn in die Dunkelheit des Chefzimmers, schleppe ihn kurzerhand zu einem Schrank und sperre ihn dort ein; außer meinem Mantel hat er nichts gesehen. Daraufhin schließe ich die äußere Tür des Vorzimmers, die zum Korridor hinaus führt. So schnell ich kann eile ich nun zum Fenster, wo ich Susanne bereits keuchen höre.
„Phillip!“ fleht sie leise.
Es klingt ein wenig gequält. …
...war OK - weiter lesen ►
...sollte überarbeitet werden - weiter lesen ►
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
1287 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!