… Auch er unterstützte vehement die These, ein Farbiger war es.’
Da steht auch, daß auf den Mann geschossen wurde. Aber darüber, daß der Einbrecher verletzt worden ist, finde ich nichts. Allerdings lese ich, daß er über erstaunliche Fähigkeiten verfügen muß, da er scheinbar mühelos aus einem Fenster im dritten Stock verschwunden ist. Auch von dem entwendeten Streifenwagen findet sich kein Wort.
Bestens informiert gebe ich Susanne die Zeitung zurück, sie fragt mich leise nach meinem Befinden. Ich nicke zufrieden und sehe eine besorgte Frau vor mir stehen. Die eröffnet mir stockend, daß heute der nächste Versuch gestartet werden soll, der letzte, der entscheidende; ein Versuch ohne Gitter zwischen mir und dem wilden Tier. Wieder nicke ich, diesmal weniger zufrieden. Auf die weiße Tafel schreibe ich, daß ich den Versuch aus Sicherheitsgründen ohne das Medikament über mich ergehen lassen werde. Susanne überlegt kurz, und bevor sie geht sagt sie:
„Ich glaube auch, Phillip, das ist der bessere Weg. So kannst du dich wenigstens zurückziehen oder dich verteidigen, wenn es zu gefährlich wird.“
Sie hat genau verstanden. Allerdings sollte ich während des Tests auch keine Furcht zeigen, sonst verlieren die Leute um Dr. Groß den Glauben in ihr Präparat.
Als der Institutsleiter mir das bittere Wasser bringt, trinke ich es nur zum Schein. In Wahrheit kommt kein Tropfen davon über meine Lippen. Während ich ihm den Rücken zuwende, versickert das Wasser mit dem Medikament unbemerkt in meinem Pelz. Die leere Schale stelle ich brav auf den Fußboden, danach wische ich mir mit dem Handrücken demonstrativ den Mund ab. Hochzufrieden verschwindet Groß.
Seit vielen Tagen habe ich dieses Prometheus nicht mehr genossen, und seither auch kein Verlangen mehr nach Menschenfleisch gehabt, was auf einen direkten Zusammenhang schließen läßt. Ich kann nicht sagen, daß ich mich besser fühle, oder schlechter; es fehlt lediglich der immense Druck, der Zwang auszubrechen und mich auf die Suche nach frischem Menschenblut zu begeben. Auf anderes Fleisch habe ich nach wie vor großen Appetit, und hierbei fehlt mir jegliches Gefühl von Schuld oder gar schlechtem Gewissen.
***
Der quadratische Käfig im Flachbau, der so streng nach Zirkus riecht, hat mich wieder. Zum zweiten Mal haben sie mich hierher gebracht, um die Sensation mitzuerleben, die das neue Medikament bewirkt, soll heißen: Wie mich ein wildes Tier attackiert, zerfleischt vielleicht, ohne daß ich die geringste Furcht zeige. …
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