… Die Tüte mit den wichtigen Beweisen liegt auf dem Beifahrersitz. Niemand folgt mir, es hat den Anschein, als hätte niemand bemerkt, daß eines der Fahrzeuge ausgeliehen wurde; auch gut.
Ein dumpfes schweres Gefühl hat sich meines Oberarmes bemächtigt, und die Finger meiner rechten Hand betasten unter dem Ärmel die Wunde. Sie erweist sich als glatter Durchschuß, es fließt kaum mehr Blut; und weil in Streßsituationen meine wilde Natur die Oberhand behält, beachte ich die Verletzung nicht. Der Streifenwagen wird auf die Autobahn gelenkt, ein schwarzer äffischer Fuß mit dunklen Haaren und weit abgespreiztem Zeh tritt kräftig aufs Gaspedal. Mit Höchstgeschwindigkeit geht die halsbrecherische Fahrt in Richtung Kassel.
Mit dem rechten Hinterreifen stimmt etwas nicht. Bei meiner eiligen Flucht aus Göttingen habe ich einen Randstein touchiert und dabei wahrscheinlich den Reifen beschädigt. Jetzt verliert er Luft. Dennoch fahre ich äußerst schnell, weil ich Susanne einholen möchte. Mein Blick sucht ihren hellgrünen Wagen. Sie hat einen ziemlichen Vorsprung, den ich durch mein rasendes Tempo wettzumachen versuche.
Der Streifenwagen beginnt auffällig zu schwimmen, in dem Reifen befindet sich kaum noch Luft. Der spärliche Verkehr zu dieser nächtlichen Stunde kommt mir sehr entgegen. Was ich unbedingt vermeiden möchte, ist ein Unfall mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, das würde mich nur aufhalten, daher bewahre ich beim Überholen stets großen Abstand.
Aber der Wagen ist fast nicht mehr zu beherrschen, macht zwischendurch immer wieder völlig unkontrollierte Sprünge zur Seite, ist nur noch mit Mühe in der Spur zu halten. Zweimal schon habe ich die Mittelleitplanke gestreift und ein Feuerwerk hinter mir herfliegen gesehen. Überdies fehlt mir seit langem jegliche Fahrpraxis. Aber auch das stört mich nicht im geringsten.
Noch immer ist vor mir kein hellgrüner Wagen auszumachen, dabei müßte ich Susanne doch schon längst eingeholt haben. Vielleicht hat sie eine andere Strecke genommen. Das wäre bedauerlich, denn lange kann ich mit diesem Auto nicht mehr fahren.
Eine sympathische Stimme spricht aus dem Polizeifunkgerät zu mir, teilt mir mit, daß in Göttingen ein Streifenwagen gestohlen wurde und der Dieb allem Anschein nach ein Farbiger ist, bewaffnet und äußerst gefährlich. Stumm bedanke ich mich für diese ungemein wichtige Meldung und halte den Fuß auf dem Gaspedal. Woher erhalten jene, die diese Nachrichten verbreiten, eigentlich ihre an Objektivität kaum zu übertreffenden Informationen? …
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