…
Nicht nur frische Gerüche wittere ich, vielmehr riecht es hier wie in einem Zirkus. Ich unterscheide den Duft von Hund, Leopard, Pavian; dieser Käfig war schon für viele ein Zuhause, denn die Gerüche stammen alle aus diesem vergitterten Verlies. Meine Hand faßt durch die Stäbe, öffnet die Gittertür, und ich betrete einen schmalen Gang, der links und rechts verschiedene Käfige voneinander trennt.
Scharf und streng dringt frischer Hundegeruch in meine Nase, in der Finsternis sehe ich ein Augenpaar auf mich gerichtet. Schnüffelnd drückt sich eine feuchte Nase durch die Gitterstäbe, berührt meine hingehaltene Hand, schnuppert, analysiert, stellt fest, diesen Duft noch nie im Leben gerochen zu haben und läßt nicht ab, die unbekannten Duftpartikel aufzusaugen. Mein Aussehen ist für diesen Rottweiler nicht wichtig, auch meine geringe Körpergröße nicht, denn ich gehe auf allen Vieren. Einzig seine Nase arbeitet auf Hochtouren. Vorbei am Hundekäfig folge ich dem Flur; nicht alle Käfige sind besetzt.
Vor dem Leoparden verweile ich einen Moment. Hellwach sitzt die gefleckte Katze in einer Ecke und starrt mich an. Ihr Sehvermögen im Dunklen ist dem meinigen mindestens ebenbürtig. Es ist ein Männchen, ein wenig verwahrlost, ungepflegt, wie man dies oft bei gefangenen Tieren erlebt. Sein Wasserbehälter ist leer, sogleich begebe ich mich auf die Suche nach einer Quelle. Etwas entfernt liegt ein Schlauch am Boden, ich ziehe ihn zum Gitter herüber, öffne den Drehverschluß und spritze das frische Wasser genau in den Trinkbehälter der Raubkatze. Regungslos folgt sie meinen Bewegungen, geht dann langsam zum Wasser, schnuppert und leckt ausgiebig. Auch der Rottweiler bekommt zu trinken. Wer kümmert sich hier eigentlich um die gefangenen Tiere?
Im übernächsten Gitterkäfig finde ich einen Fuchs, der sich scheu zurückzieht und die hinterste Ecke aufsucht; alle Tiere hier werden von mir mit Trinkwasser versorgt. Ich passiere einige weitere Behältnisse, in denen es nach Pavian duftet, aber sie sind leer. Im vorletzten sehe ich einen kleinen Hund stehen. Eine Körperlänge vor dem Gitter hat er sich postiert, zeigt mir stolz seine breite muskelbepackte Brust. Meine ausgestreckte Hand ignoriert er, kein Knurren kommt aus seinem Maul, kein Laut. Als meine Hand jedoch durch die Gitterstäbe faßt, springt er vorwärts. Deutlich hörbar schnappen zwei Kiefer zusammen, knallen Zähne aufeinander, im letzten Moment konnte ich die Hand zurückziehen. …
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