Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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…  jetzt weiß ich nicht einmal mehr wie spät es ist. Viel lieber jedoch wüßte ich, was die Stunde geschlagen hat.

   Das Futter hier auf der Quarantänestation ist gewöhnungsbedürftig. Ich bekomme genügend Obst zu essen, ausreichend Gemüse, aber alles schmeckt so ähnlich, riecht so ähnlich. Selbst das Wasser. So steril. Als ob jede Mahlzeit mit Desinfektionsmittel besprüht worden wäre; auszuschließen ist das nicht. Schließlich müssen alle meine afrikanischen Keime ausgerottet werden, und das braucht seine Zeit. Täglich spüre ich es deutlicher, daß mir etwas fehlt. Etwas Entscheidendes. Afrika!

   Zweimal pro Tag wird mein Käfig mit einem Wasserschlauch gesäubert. Anschließend riecht er so streng nach Chemie, daß ich gar nicht mehr weiß, wohin ich mich setzen soll. Das starke Beruhigungsmittel, welches man mir während der vergangenen Wochen ins Trinkwasser gegeben hat, fehlt seit gestern, was mich wieder zu gewohnten Kräften kommen läßt und meine Aufmerksamkeit um ein Vielfaches erhöht.

Die anfänglichen Schmerzen in meinem rechten Daumen haben irgendwann nachgelassen. Er war gebrochen, ist aber durch meine pflegliche Behandlung und durch Schonung gut zusammengewachsen. Mittlerweile ist er wieder voll einsetzbar.

   Als sich die Tür zur Quarantänestation öffnet und der untersetzte Mann mit der dicken Hornbrille eintritt, weiß ich sofort: Heute morgen nimmt er mir wieder Blut ab. Dazu schiebt er mittels eines Motors die rechte Käfigwand auf die linke zu und klemmt mich zwischen den beiden Stahlgittern ein; ohne mich zu fragen. Es ist ein barbarischer Akt. Noch nie hat dieser Veterinär, mein Kollege quasi, mich gebeten, ihm den Arm zu reichen, damit er die Kanüle in meine schwarze, fellbedeckte Haut stechen kann, noch niemals. Vielleicht sollte ich ihn heute dazu ermutigen. Als er neben den Käfig tritt und Anstalten macht, mit der Käfigverkleinerung zu beginnen, strecke ich meinen rechten Arm aus dem Käfig heraus und winke ihn mit dem Zeigefinger heran.

„Was ist denn mit dir los?“ plätschert es aus dem Mund des Tierarztes. „Kommst wohl aus einem Zirkus!“

   Derartige menschliche Entgleisungen überhöre ich geflissentlich, in den meisten Fällen jedenfalls. Ich muß gestehen: Durch die lange Gefangenschaft bin ich ein wenig eingerostet, verspüre einen unglaublichen Drang ins Freie zu gelangen, stehe kurz davor, den Käfig auseinander zu nehmen. Aber ich beherrsche mich. Der dickbäuchige Mediziner mit dem gelben Hemd und dem braunen Krokodilledergürtel, der mich einmal pro Woche besucht, schenkt meinem Angebot nicht die gebührende Beachtung, sondern setzt die Mechanik der Käfigwand in Gang. …


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