… Allerdings ist das Unterholz ziemlich dicht und von hier oben schlecht einzusehen. Ein Grund, mich etwas weiter hinunter zu begeben. Lange Zeit geschieht nichts von Bedeutung.
Gerade hangle ich mich behutsam zum nächst niederen Ast, da ertönt jenes dumpfe Geräusch, welches mir vor einigen Wochen schon einmal begegnet ist. Genaugenommen kenne ich es bereits seit vielen Jahren. Früher aber war ich es selbst, der es verursacht hat; mit meinem eigenen Narkosegewehr. Damals klang es allerdings völlig anders, viel näher, viel lauter als jetzt.
Dem dumpfen „Flop“ folgt ein unangenehmer Stich im Bauch. Ich könnte mich ohrfeigen, daß ich es wieder nicht rechtzeitig bemerkt habe. Wie beim ersten Mal, so fliegt auch diesmal die Spritze sogleich in hohem Bogen vom Baum herab; aber es ist zu spät.
Der Schuß erfolgte aus einem dichten grünen Busch heraus, dort bietet sich mir jedoch kein Ziel. Soll ich aufs Geratewohl hineinschießen? Ich zögere, und schon beginnt die Narkose zu wirken. Wenn ich jetzt nicht gleich diesen Baum hinabsteige, werde ich in Kürze nicht mehr dazu in der Lage sein und äußerst unsanft unten aufschlagen. Meine Bewegungen sind bereits stark eingeschränkt, das Gewehr rutscht mir aus der Hand und fällt zu Boden, wo Anton sich die Waffe greift. Sie ist entsichert, es ist die halbautomatische Waffe, er braucht nicht zu repetieren; jedesmal wenn er abdrückt wird sie schießen, bis das Magazin leer ist. Die letzten paar Meter schaffe ich nicht mehr, ich bleibe auf einem stabilen Ast sitzen und lehne meinen schweren Kopf gegen den Stamm. Was für ein Teufelszeug haben sie mir diesmal gespritzt?
Anton fuchtelt mit der Waffe herum, unzählige Male hat er mich damit hantieren gesehen, kennt sogar den Abzugsmechanismus. Zwar weiß er die Zusammenhänge zwischen Kimme und Korn nicht zu deuten, ist somit nicht fähig zu zielen, aber fähig abzudrücken ist er allemal. Eng hat sich die Schimpansengruppe um den Baum geschart, auf dem ich so schläfrig Platz zu nehmen gezwungen wurde, und bewacht mich. Eros baut sich an vorderster Front auf. Beide Fäuste auf den Boden gestützt, den Rücken gespannt, den Kopf erhoben, sucht er die Umgebung ab. Den gesamten Wald fordert er heraus. Wehe dem, der sich ihm in dieser Verfassung unbewaffnet nähert. In diese angespannte Stille donnert ein Schuß!
Wie eine Bombenexplosion dröhnt es in meinen Ohren, meine müden Augen sind auf den Fuß des Baumes gerichtet, und dort, wo Eros eben noch stand, wälzt sich der stolze Anführer unserer Schimpansengruppe in seinem Blute. …
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