Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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…  

   Wir Schimpansen sind keine Raubtiere, die ihre Opfer mit präzisen Bissen töten. In aller Regel verendet unsere Beute durch Schock oder Blutverlust. Niemals habe ich gesehen, daß ein gefangener Affe durch Genickbiß getötet wurde, wie ich dies beim ersten Mal getan habe. Meist werden ihm die Glieder einzeln ausgerissen und daraufhin verblutet er. Diesem kindlichen Eingeborenen wird es nicht anders ergangen sein. Hoffentlich rufen wir damit nicht seine gesamte Sippe auf den Plan ...

   Als wir keinen Bissen mehr hinunter bringen, schleppen wir was noch übriggeblieben ist zurück zur Gruppe, wo wir mit großer Aufmerksamkeit empfangen werden. Wie eine Horde Raubtiere stürzen sich diesmal alle auf die blutigen Überreste; es hat lange kein Fleisch mehr gegeben.

   Nach kurzer Zeit ist von dem Opfer nichts mehr übrig. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob es schon früher vorgekommen ist, daß ein Eingeborener in den Bäuchen dieser Gruppe verschwunden ist. Nachdem was ich heute erlebt habe, würde es mich nicht wundern. Darüber hinaus will ich nicht hoffen, daß Eros den Unterschied zwischen einer Meerkatze und einem Menschen nicht kennt.

 

***

 

   Der Pfeil steckt im Hals des unglücklichen Opfers. Er hat die Schlagader durchbohrt und für ein rasches Ende gesorgt. Ich untersuche die Tote, sie gehört nicht zu unserem Trupp. Es ist ein erwachsenes trächtiges Weibchen. Daß es alleine unterwegs war, ist nicht anzunehmen, folglich suchen wir die Umgebung ab. Was wir finden, stimmt mich traurig. Auf einer Fläche von einem Hektar liegen drei weitere weibliche Schimpansen, alle mit Pfeilen erschossen. Männliche Menschenaffen finden wir nicht, weil die Männer vorsichtiger, weil sie mißtrauischer sind.

   Dieses Massaker fand erst gestern statt. Der Wald hat noch nicht die Zeit gefunden, die Opfer zu beseitigen. Die Pfeile stammen nicht von Pygmäen, deren Geschosse kenne ich, sie sehen anders aus. Zudem jagen sie uns nicht; wir begegnen einander mit Ehrfurcht und Respekt.

   Wer also hat dies hier angerichtet? Nackte Fußabdrücke deuten auf Eingeborene hin, auf Bauern; denn jene professionellen Wilderer, die wir bisher getroffen haben, trugen während der Jagd allesamt festes Schuhwerk und Gewehre. Warum aber haben sie die Kadaver liegenlassen? Das Ganze sieht nicht aus wie eine mißglückte Jagd, sondern eher wie eine Strafaktion, ein Racheakt, und der Eingeborenenjunge, vor Wochen von Eros erbeutet, kommt mir wieder in den Sinn. …


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