… halte ich ein Mitglied jener Gruppe, die während meiner Abwesenheit über unseren Trupp hergefallen war. Völlig kraftlos hängt der Schimpanse in meinen Armen, macht nicht einmal den Versuch, sich an mir festzuklammern. Aber er keucht und spuckt Wasser aus. In größter Eile bringe ich ihn ans Ufer, wo ich ihn erst einmal versorgen muß. Sein Fell ist wie meines vollgesogen und schwer, und ich lege ihn auf die feuchte Uferböschung. Wieder dringt Menschenwitterung in meine Nase. Mißtrauisch sehe ich mich um, als ich brutal am Bein gepackt und weit zurück ins tiefe Wasser geschleudert werde!
Bevor ich richtig begreifen kann, was geschehen ist, tauche ich unter, gelange aber irgendwie zurück zur Oberfläche. Ein riesenhafter olivgrüner Körper dringt auf mich ein, mächtige Kiefer schnappen zu, verursachen ein ohrenbetäubendes Geräusch, als sie mich knapp verfehlen. Der Biß in mein Bein war ein wenig mißglückt, die kegelförmigen Zähne der Bestie sind am Fell abgeglitten, konnten mich nicht richtig festhalten. Aber die Echse gibt nicht auf, dreht sich einmal im Kreise und nähert sich wieder. In meiner Ratlosigkeit hole ich tief Luft und tauche einfach unter.
Krokodile jagen nach einem bestimmten Schema. Wenn sie Fische fangen, jagen sie unter Wasser ihre Beute. Jagen sie aber Warmblüter, dann befinden sich ihre großen Opfer an der Oberfläche, das erfordert eine andere Jagdtechnik: Die Panzerechse sinkt zum Boden des Gewässers und macht sich von dort auf, ihre Beute zu packen. Wie aber verhält sie sich jetzt, wenn ihr Opfer freiwillig zu ihr in die Tiefe kommt?
Ich bin völlig unbewaffnet, nur ausgestattet mit einem eisernen Willen, und habe nicht vor hier zu kneifen. Mein Luftvorrat ist ausreichend, dennoch sollte ich meine Attacke starten, bevor mich die Atemnot wieder nach oben zwingt. Das Wasser ist trübe, nur schemenhaft kann ich die Umrisse des Reptils ausmachen, das mir frontal gegenüber im Wasser steht. Es ist ein beeindruckendes Tier, über vier Meter lang. Noch tiefer sinke ich hinab, bis ich den felsigen Grund erreiche. Dort ertasten meine Hände einen der großen länglichen Steine, die hier allenthalben zu finden sind. Den wird die Echse als erstes fressen, wenn sie mich attackiert. Der Stein hat die Ausmaße eines großen ovalen Footballs, nur etwas flacher. Die Panzerechse im Blick, steige ich langsam empor, ich brauche Luft. Wie ein Spiegelbild folgt der zähnestarrende Kopf des Nilkrokodils …
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