Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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… 

In weniger als drei Sekunden bin ich wieder alleine, ziehe mich auf mein Stroh zurück und döse weiter. Die Uhr drüben im großen Saal zeigt sechs Uhr dreiunddreißig, noch ein wenig früh für mich.

 

   Als der rege Betrieb im Gebäude beginnt, liege ich bereits hellwach auf meinem Lager und schaue von oben herab durch die gläserne Schwingtür dem Treiben im Saale zu. Dazu muß ich mich nur ein wenig nach vorne strecken. Es ist jetzt 8 Uhr 40, bisher hat mich noch niemand umarmt, mit Sekt begrüßt oder anderweitig willkommen geheißen.

   Als erstes nähert sich mir eine junge Frau mit einer Schale Wasser, die sie behutsam unter dem Gitter hindurch schiebt. Ich habe seit vielen Monaten keine Frau gesehen. Sofort bin ich am Boden, schaue mir die Dame genauestens an, zeige ein Grinsen und nehme die Schale mit dem frischen Wasser. Es schmeckt, wie das Wasser, welches ich am Vorabend getrunken habe, stark nach Chlor, erfrischt mich aber dennoch. Nach dem die Flüssigkeit in meinem Rachen verschwunden ist, reiche ich die Schale wieder unter dem Gitter hindurch, was die Frau in Verzückung versetzt. Sofort läuft sie hinaus in den Saal, um ihr Erlebnis einem Kollegen mitzuteilen. Wild sehe ich sie gestikulieren, ihr außergewöhnliches Abenteuer schildernd. Der Kollege jedoch scheint ihre Euphorie nicht zu teilen, denn er arbeitet weiter an seinem Computer, völlig unbeeindruckt; sie läßt ihn sitzen und entfernt sich. Offenbar arbeitet sie nicht in diesem großen Büro.

   Als sie nach wenigen Minuten erneut an den Käfig tritt, trägt sie wieder eine volle Wasserschale, schiebt sie unter dem Gitter hindurch und wartet. Durst habe ich noch immer; nach dem gestrigen Fleischgenuß ist er sogar besonders stark. Meine Augen heften sich jedoch an das Gesicht der jungen Frau, studieren es eingehend. Sie hat blaue Augen, lange blonde Haare und mißt etwa einen Meter siebzig. Auf dem Namensschild an ihrer Brust lese ich: S. Hauser. Wie mag wohl ihr Vorname lauten?

Nachdem ich sie ausgiebig betrachtet habe, hebe ich die Schale hoch, schnüffle daran, schüttle mißmutig den Kopf, trinke sie aber dennoch aus, ohne etwas davon zu verschütten, nicke ihr freundlich zu und reiche die Schüssel durch die Stäbe hindurch. Dazu muß ich die bunte Schale hochkant halten, sonst paßt sie nicht durchs schmale Gitter. Wie selbstverständlich nimmt die junge Dame den Porzellanbehälter in Empfang, stutzt, sieht zuerst mich an, danach die Schüssel und geht begeistert von dannen. …


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