…  Er ist ein extrem großes Exemplar seiner Spezies, darüber hinaus zeigt er einige interessante Besonderheiten, die auch die letzten Zweifel über unsere eigene Herkunft beseitigen sollten.“

Für welche Zwecke hat er mich hierher geholt? Was meint er damit? Wovon spricht dieser Mensch? Vielleicht erfahre ich es endlich. Meine Neugierde vertreibt langsam meine Wut. Ihm durchs Gitter hindurch mit einem kurzen Griff meiner Hand den Hals zu brechen, wäre ein Kinderspiel. Ich entscheide mich anders.

„Während meines Aufenthaltes im Dschungel des Virunga-Nationalparkes“, doziert Groß weiter, „konnte ich unter anderem beobachten, wie er es ganz offensichtlich genoß, einige unserer menschlichen Verhaltensweisen nachzuahmen. So fand er zum Beispiel großen Gefallen daran, in einer Zeitung zu blättern, stundenlang, ohne das geringste zu verstehen.“

   Dr. Groß steht noch immer mit dem Rücken zum Käfig, die Hände hinter seinem Gesäß ineinander gelegt, und parliert. Nach einer Weile stellt er eine gewisse Unruhe unter seinen Zuhörern fest, deren Köpfe sich zur Seite neigen, um den Insassen in Augenschein zu nehmen. Der steht nämlich voll aufgerichtet direkt hinter Dr. Groß und hat ebenfalls die Hände auf dem Rücken. Die Blicke der Kollegen sind amüsiert bis peinlich berührt, als Dr. Groß sich umwendet und in meine durchdringenden schwarzen Augen starrt. Wir sind etwa gleich groß.

„Das ist es, was ich … meine“, fährt er etwas irritiert fort. „Es ist uns nicht gelungen herauszufinden, wo er diese Eigenarten entwickeln konnte. Möglicherweise hat er einige Zeit in einem Zirkus verbracht.“

„Stimmt es, Herr Kollege Groß“, fragt ein junger Mann, „daß Titan eine Uhr am Handgelenk trug, als man ihn fand?“

„Wie bitte?“

Groß scheint die Frage unangenehm. Der Mann wiederholt sie.

„Woher wissen Sie das?“ kommt es knapp aus Dr. Groß’ Mund.

„Nun, auf einem Ihrer Filme war etwas zu sehen, das aussah wie eine Uhr.“

„In der Tat trug Titan eine Armbanduhr am linken Handgelenk, als wir ihn gefangen haben. Wir wissen nicht, wo er sie gestohlen hat, und es steht außer Zweifel, daß er die Bedeutung des Zeitmessers nicht kennt, Kollege Brauner.“

Um ein Haar hätte ich doch noch durch die Stäbe gegriffen und ihn gepackt. Gestohlen, was!

Anschließend schwadroniert Groß noch ein wenig darüber, wie er unter Einsatz seines Lebens diese Fangaktionen durchgeführt hat, und daß beim ersten Versuch zwei Tote durch Krokodilangriffe zu beklagen waren. …