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Dieser Mensch verlangte von mir, ich sollte dreieckige, quadratische und rechteckige Körper in entsprechende Formen stecken; damit hatte er keinen Erfolg. Selbst die Bananen, die er mir als Bestechung gab, brachten nicht die gewünschten Ergebnisse. Es war wie verhext. Erstens war ich nicht hungrig und stapelte die Früchte neben mir, während er mir wiederholt zeigte, wie diese Körper einzuordnen waren. Als er damit fertig war, wenn das Dreieck in der dreieckigen Form steckte, das Quadrat in der quadratischen usw., schälte er eine Banane und aß sie vor meinen Augen. Anschließend brachte er alles wieder durcheinander und schob mir das Brett mit den Körpern und den Formen unter dem Gitter hindurch in den Käfig.
Diese simple Aufgabe wäre leicht zu lösen gewesen, aber es war eine derartige Beleidigung meines Intellekts, daß ich ihm diese Bitte nicht erfüllen wollte. Zuerst steckte ich das Dreieck in die quadratische Form, danach das Rechteck hochkant ins Dreieck, anschließend preßten meine Finger das Quadrat in die Form des Rechtecks. Schließlich nahm ich eine Banane, schälte sie und verzehrte sie genießerisch, wie mein großes Vorbild außerhalb des Zwingers es mir vorgemacht hatte. Im Anschluß brauchte er zwanzig Minuten, um mir klarzumachen, daß er das Brett mit den Formen wiederhaben wollte. Mit einem Fuß schob ich es unter dem Gitter hindurch zurück nach draußen. Frau Hauser, die dabei zusah, wirkte, im Gegensatz zu Groß, überaus amüsiert.
Bald schon gab Dr. Groß seine erfolglosen Bemühungen entnervt auf und bat eine seiner hochqualifizierten Mitarbeiterinnen, damit fortzufahren. Aber auch die mußte bei dem Starrsinn eines Schimpansen kläglich scheitern. Beschimpft hat sie mich sogar, meinte, ich diente höchstens als Bettvorleger; bei ihr brachte ich danach rein gar nichts mehr zuwege. Ständig fielen mir die bunten Körper aus den Händen. Zweimal konnte ich es nicht verhindern, daß mir diese geometrischen Figuren aus den Fingern rutschten und zwischen den Gitterstäben hindurch dieser impertinenten Person direkt auf die Nase polterten. Vielleicht war es auch nur die wohlüberlegte sanfte Revanche eines Bettvorlegers.
Erst als Frau Hauser erschien, wurde ich aufmerksam. Vorsichtig nahm ich ihr jedesmal die Wasserschale aus den Händen, trank sie leer und gab sie ihr anschließend wieder mit dem obligatorischen Kopfnicken zurück, das beinahe schon eine Verbeugung hätte sein können.
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