…
„Vielleicht werden Sie sich fragen, woher ich die deutsche Sprache so gut kenne. Nun, obwohl ich lange Jahre in Afrika gelebt und gewirkt habe, bin ich - in Deutschland geboren.“
Wieder schwebt ein Raunen durch die Reihen, Köpfe werden gewendet, fragende Blicke in meine Richtung geschickt. Wahrscheinlich zoomen mich die Kameras gerade groß ins Bild, ein Grund mehr, meinen dunklen Kopf etwas zu senken. Hardenbergs Haupt hingegen hebt sich.
„Meine Arbeit in Afrika hat mir unglaubliches Vergnügen bereitet. Sie können sich kaum ausmalen, wie groß die Dankbarkeit eines Patienten sein kann, dem unmittelbare Hilfe zuteil wird. Hilfe, mit der er nicht rechnen konnte, Hilfe, die er nicht bezahlen muß. Weil er sie gar nicht bezahlen kann.“
Erneut werde ich durch lautes rhythmisches Klatschen unterbrochen, wieder genieße ich die ehrliche Anteilnahme dieses verständigen Publikums, das in mir einen zweiten Albert Schweitzer vermutet.
„Altruismus, meine lieben Freunde, ist eine ungewöhnliche Gabe, eine seltene obendrein, die man von seinem - Schöpfer - mitbekommen hat.“
Bei dem Wort Schöpfer spreche ich Hardenberg direkt an. Er scheint etwas zu ahnen, denn er verändert ständig seine Sitzposition, als wäre ihm der Stuhl zu heiß geworden. Oder der Boden unter den Füßen. Sein Hochgefühl scheint ihm abhanden zu kommen.
„Aber auch ein Altruist bekommt seinen Lohn. Glauben Sie nicht, daß es kein Lohn wäre, wenn ein Patient mir nach der Behandlung voller Dankbarkeit ... die Hand leckte ...“
Dieser kleine faux pas, der mir soeben völlig beabsichtigt herausgerutscht ist, wurde offenbar von niemandem bemerkt; unbeirrt rede ich weiter.
„ ...oder mich mit freudigen Augen ansieht, im Gegenteil. Dies ist, und da wird mir mein lieber Kollege Professor Hardenberg zustimmen, der schönste Lohn, den man sich vorstellen kann. Beseelt von dem Gedanken zu helfen, bin ich nach Afrika gegangen. Dort zu helfen, wo die Menschen so viel Unheil anrichten. Und ich habe viel Unheil erlebt.“
Mein Manuskript habe ich gleich zu Beginn beiseite gelegt, es stört mich beim Formulieren meiner Gedanken. Deshalb schweife ich mitunter ein wenig ab, komme aber stets zurück zu dem Pfad, der mich schließlich zu meinem angestrebten Ziel führen wird.
„Eine kleine Geschichte am Rande möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, wenn Ihre Geduld sie noch gestattet ...?“
Durch spontanen Beifall geben die Zuhörer zu erkennen, daß sie die unkonventionelle Form meines Vortrags ganz augenfällig genießen. …
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