Eine groteske Verwandlung
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX
Kapitel XXI
Kapitel XXII
Kapitel XXIII
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… 

Ich beuge mich zu René hinüber und flüstere ihm durch das Taschentuch etwas zu. Er steht auf, verläßt uns, und kommt nach kurzer Zeit wieder zurück.

„Alles klar“, sagt er nur und setzt sich.

Susanne wird mich nach vorne begleiten, den ‚gebrechlichen alten Herrn’ zum Mikrofon führen und vielleicht während der ganzen Rede an meiner Seite bleiben; das überlasse ich ihr.

„Wie fühlst du dich, Phillip?“ fragt sie aufgeregt, und ihre feuchte Hand umschließt die meinige.

   Jedesmal, wenn sie meinen Namen ausspricht, weht ein warmer Sommerwind durch meinen Körper. Mein gespielt ernster Blick, bei dem ich mit dem Zeigefinger die Sonnenbrille ein wenig nach unten ziehe, signalisiert ihr, es geht mir ausgezeichnet. Ich bin in keiner Weise aufgeregt.  

   Uns dreien fällt auf, daß wider Erwarten von den Nebentischen keinerlei überhebliche Blicke zu uns herüber geschickt werden. Die Toleranz gegenüber Minderheiten scheint unter Intellektuellen erheblich größer zu sein als in anderen Kreisen. Offensichtlich akzeptiert man mein doch ziemlich fremdländisches Erscheinungsbild als Moslem. Das Niesen und Husten habe ich sofort nach Betreten des Saales eingestellt.

   Eine plötzlich eintretende Stille verdanken wir dem Orchester, dessen Mitglieder ihre Plätze einnehmen, die Instrumente prüfen, nachstimmen. Selbstbewußt betritt der Dirigent das Podium, es wird mucksmäuschenstill. Mitten hinein in diese Stille ertönt eine Symphonie von Beethoven. Wir lauschen entzückt den Klängen dieses gehörlosen Genies, manche mit geschlossenen Augen. Ich bin überzeugt: Niemals wurde Beethoven mit solchen Ohren, wie ich sie besitze, bewußt gehört.

   Nachdem das Orchester den ersten Satz beendet hat, begrüßt uns ein Conférencier, stellt sich kurz vor und verspricht, uns durchs Programm zu begleiten. Im Anschluß sagt der Stadtvorsteher ein paar Worte zum Festakt, begrüßt alle in– und ausländischen Gäste, die Medien, Honoratioren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Das Orchester intoniert den zweiten Satz, und nach dem Vortrag der israelischen Rednerin - dessen komplizierten Inhalt die wenigsten vollständig verstanden haben dürften, zumal er auf  Englisch gehalten wurde - mache ich mich langsam bereit. Auch der dritte Satz von Beethoven klingt aus, und kaum ist der letzte Applaus verhallt, da kündigt die Stimme des Conférenciers „Dr. Mbalandé aus Ghana“ an. Sehr verhaltener Beifall ist zu hören, in Erwartung eines weiteren langwierigen, weil wenig verständlichen Beitrages; …


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