… ‚Er wolle sich noch ein wenig hinlegen’, sagte er, ‚bevor er die Veranstaltung besucht’. Gut. Wir haben ihn auf sein Zimmer gebracht, die letzten Meter regelrecht zum Bett geschleppt, denn da schlief er bereits. Alsdann haben wir seine Eintrittskarte sowie die persönliche Einladung an uns genommen und das Hotel verlassen. Schluß. Ende.“
„Gut. Das ist sehr gut. Ich danke euch.“
Mehr sage ich nicht, wir müssen uns vorbereiten. René steckt bereits in seiner Dienstkleidung, einem grauen Anzug, den er am heutigen Abend tragen wird. Susanne zieht sich ein elegantes dunkelrotes Kleid an, dazu die passenden Schuhe.
Am meisten Schwierigkeiten bereitet uns mein Ankleiden. Die Hosen sind inzwischen verkürzt, ich kann damit gehen. Das Hemd und die schreiend bunte Krawatte sitzen einigermaßen, sogar die Jacke fügt sich in ihr Schicksal und spannt sich willig über meinen breiten Rücken. Die Arme ragen ein wenig aus den Ärmeln heraus, was soll’s? Ich werde meine Hände lässig in die Hosentaschen stecken. Aber leider sehe ich noch immer aus wie ein Schimpanse.
„Mohammedaner ist er?“ frage ich.
Meine Begleiter nicken. Ich bitte Susi um das Tischtuch aus der Küche mit dem feinen blau-weißen Karomuster. Wir wickeln es straff um mein Haupt bis hinunter zum Nacken, machen es fest, damit es nicht unerwartet von meinem Kopf rutscht und mich als Betrüger entlarvt. Aber noch ragt mein äffisches Gesicht unter dem Turban hervor. Ich kann doch keine Maske tragen, während ich durch den Einlaß gehe.
Da habe ich eine weitere Idee. Eine Erkältung könnte mir helfen. Eine starke ansteckende Erkältung, die andere Besucher vielleicht sogar ein wenig abschreckt, sie auf Distanz hält. Versuchsweise halte ich mir ein weißes Taschentuch vor die Nase. Zusammen mit der dunklen Sonnenbrille bin ich nun wirklich nicht mehr zu erkennen. Jetzt hoffen wir nur noch, daß sie mich trotz dieser Maskerade auch wirklich hineinlassen werden.
Als wir das Treppenhaus hinabsteigen, begegnet uns unverhofft eine Nachbarin, begrüßt zuerst Susanne recht freundlich, danach mich, der ich mit Turban und Taschentuch direkt hinter ihr gehe und zum Schluß René. Alle drei erwidern wir ebenso freundlich ihren Gruß. Die Generalprobe haben wir soeben bestanden, mit viel Zuversicht gewappnet fahren wir los. Zur Premiere.
***
Die Göttinger Stadthalle erstrahlt dem heutigen Ereignis angemessen in hellstem Glanze. Die ersten Gäste betreten bereits das Gebäude, wie wir von unserem Parkplatz aus, nicht allzuweit vom Haupteingang entfernt, gut erkennen können. …
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