… Aber genau das haben wir nicht.
Daher lege ich ihn auf einen kurzen metallenen Wagen, decke ihn ganz zu und gehe noch mal zum Medizinschrank. In eine helle Stofftasche, die ich in einem Regal finde, stecke ich Schläuche, einige Nadeln, Antibiotikum, Wundsalbe, Schmerzmittel, noch ein paar Dinge für die Nachbehandlung, und schon sind wir unterwegs zum Treppenhaus.
Die Absicht, im OP einen Zettel anzubringen mit dem Hinweis, daß dort heute nacht ein Eingriff stattgefunden hat, habe ich wieder verworfen. Es wurde nichts geputzt, alles ist voller Blut, jeder sieht sofort, daß operiert wurde. Sollen sie nach ihrer Fete ruhig den OP auch noch ein wenig aufräumen.
Unversehens wacht Anton auf, beginnt laut zu schreien, weiß nicht wo er ist, fürchtet sich entsetzlich. Die kahlen Wände werfen seine gellenden Schreie zurück, es hallt durch das ganze Gebäude, einschließlich der Tiefgarage.
Mit dem Wagen am Treppenhaus angekommen, ziehe ich die Decke zurück, hebe Anton vorsichtig hoch und trage ihn hinunter zum Parkhaus. So schnell ich kann schaffe ich ihn auf die Rückbank, setze mich hinters Steuer und fahre sofort los. Es ist wirklich nicht nötig, daß wir jetzt noch entdeckt werden.
Goma liegt hinter uns, wir fahren durch die rabenschwarze Nacht des Kongo, es ist jetzt gleich zwei Uhr. Bis zum Morgengrauen verbleiben uns noch über vier Stunden, Anton hat sich schnell wieder beruhigt. Wir haben genügend Zeit, zum Nationalpark zu fahren und das Fahrzeug zu verstecken, um uns im Morgengrauen auf den beschwerlichen Rückweg zu machen. Immer mehr setzt sich bei mir die Überzeugung durch, daß dieses Vehikel den Wilderern gehört. Zu eindeutig war es plaziert, war versteckt, und auch der Geruch, der daran haftet, ist zweifelsfrei der Geruch dieser Leute. Ich kann also getrost davon ausgehen, daß der Jeep momentan nicht vermißt wird.
Meine Finger tasten während der Fahrt in immer wiederkehrenden Abständen nach hinten, wo sie auf der Rückbank Anton suchen. Der ist wach und greift jedes Mal sofort nach der Freundeshand. Mit Sicherheit weiß er nicht, was heute nacht mit ihm alles geschehen ist. Er weiß nur, daß er große Schmerzen hat. Eingebrannt im Gedächtnis wird ihm allerdings die Schußverletzung bleiben, die ihm der Wilderer zugefügt hat. In einigen Tagen wird es ihm besser gehen, davon gehe ich aus. Bald werden die Erlebnisse dieses langen Tages wieder verblassen, die Gewehre der Wilderer jedoch vergißt er nie wieder, dessen bin ich mir sicher. …
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