Kapitel XIII
Routiniert schob der Flugkapitän die Gashebel nach vorne, die Turbinen heulten auf, gewaltige Schubkräfte ließen die dreistrahlige DC-10 erbeben, die Fluggäste wurden in ihre Sitze gepreßt. Rasch nahm die Maschine Fahrt auf, und jenseits der 250 Stundenkilometer Marke zog der Kapitän am Steuerhorn, der Jet hob ab, bohrte sich in den grauen Oktoberhimmel über London, stieg steil empor und drehte irgendwann Richtung Süd-Osten.
Bald hatte das Flugzeug die vorgeschriebene Höhe erreicht, Sadde und Ben entledigten sich ihrer Gurte und bestellten Tee, als der Orientale ein Blatt der Times vom Vortag herausholte, sorgfältig faltete, dadurch einen bestimmten Artikel exponierte und Ben herüberreichte. Der sah zuerst das Bild, auf dem ein Mann kopfüber unter einer Brücke zu schweben schien, im Anschluß las er den Bericht dazu, und Genugtuung spiegelte sich in seinen Zügen.
Der Artikel berichtete über einen ungewöhnlichen Vorfall an einem Viadukt bei Burting: Im Morgengrauen des vorvergangenen Tages fanden Spaziergänger den Zahnarzt Jonathan H. nahe Burting unter einem Viadukt an zwei Seilen hängend. Der Mann war etwas unterkühlt, ansonsten unverletzt. Die Helfer hatten allergrößte Mühe, zu ihm hinauf zu gelangen; erschwert wurde das Unterfangen durch das unebene Gelände eines Flußlaufes. Nach seiner Rettung durch den Katastrophenschutz über die Umstände befragt, die ihn dorthin gebracht hatten, schwieg der Mann beharrlich, wollte keinerlei Auskünfte geben, wie er in diese mißliche Lage gekommen sei. Er wurde vorsorglich in eine Klinik gebracht.
Etwas süffisant meinte der Schreiber des Artikels, daß Mr. H. für einen Bungee-Sprung wohl das falsche Seil ausgewählt hätte und ganz sicherlich den falschen Zeitpunkt.
Über Richter Hawkins stand nichts in dem Blatt, dafür war es in jener Nacht schon zu spät gewesen. Ben gab Sadde lächelnd die Zeitung zurück und erzählte ihm die ganze Geschichte mit Hargreaves. Daß der Mann sich ebenso gewunden hatte, wie seine zahllosen Opfer zuvor, und alle Namen preisgegeben, vor allen Dingen den des Chefs.
Auch die Geschichte mit Richter Hawkins enthielt er ihm nicht vor, und ebensowenig seine Affäre mit dessen Tochter. Sadde war nicht überrascht.
„Das alles ist jetzt Vergangenheit“, schloß Ben und lehnte sich zurück.
Die Maschine war nicht einmal zur Hälfte …
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