Rien ne va plus
Kapitel I
Als hätte er eine angestaute, rasende, eine nicht enden wollende Wut auf den gesamten Süden der britischen Inseln, als wollte er sie hinwegschwemmen, so heftig tobte der kalte böige Ostwind in den frühen Vormittagsstunden und peitschte gnadenlos den Kanal vor Englands Südküste. Trieb die Wellen vor sich her, schob sie schäumend an den Strand, wo die Gischt das Ufer weiß färbte soweit das Auge reichte. Davon nicht ganz unbehelligt fuhr der blaue Porsche die Küstenstraße entlang, von Brighton in Richtung Eastbourne, tapfer den heimtückischen Windböen trotzend, die nichts unversucht ließen, den Sportwagen aus der Spur zu zerren.
Der Mann am Steuer hatte keine Eile, er befand sich auf dem Weg in den wohlverdienten Urlaub. Zwar verblieben ihm nur 8 kurze Tage, aber er wollte sich ausruhen, mußte dringend abschalten. Allein aus diesem Grunde hatte er nicht in Brighton Quartier bezogen - dort gab es ein Spielcasino - sondern sich für das etwas ruhigere Eastbourne entschieden. Bis zu seinem Ferienort hatte er noch etwa 25 km zurückzulegen, dabei konnte er eine ausgesprochene Rarität zu dieser Jahreszeit genießen: Die wärmenden Strahlen der Märzsonne, hauchzart sein Gesicht überflutend, während das Meer zu seiner Rechten glänzte und schneeweiße Schaumkronen auf den Wogen der bewegten See tanzten ließ.
Benjamin Sinclair lebte allein, war im Westen Londons beheimatet, und das naßkalte Wetter Englands belastete ihn zuweilen, wie die meisten Bewohner der Millionenstadt. Nirgendwo konnte man zu dieser Jahreszeit einen Menschen sehen, der nicht einen Regenschirm bei sich trug oder zumindest einen Regenmantel. Die Witterung drückte aufs Gemüt der Leute, Sonnenstudios hatten das ganze Jahr über Hochkonjunktur, und fast schien es, als hätten die Briten während der kalten Monate eine dunklere Gesichtsfarbe als im Hochsommer.
Oberflächlich besehen ging Benjamin Sinclair einer angenehmen Tätigkeit nach. Er war 36 Jahre alt, mittelgroß, schlank, hatte dunkles Haar und arbeitete in einer Bank. Ein klein wenig genauer betrachtet war es keine richtige Bank; es handelte sich um eine Spielbank. Ben drehte in einem Londoner Spielcasino die Roulettescheibe.
Sein Dienst begann entweder um zwei Uhr nachmittags und endete um zehn Uhr abends, oder die Spätschicht zwang ihn, bis in die frühen Morgenstunden …
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