Rien ne va plus
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Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII
Kapitel XVIII
Kapitel XIX
Kapitel XX



Hätte Benjamin Sinclair, der in einem Londoner Spielcasino das Roulette-Rad dreht, geahnt, welche Folgen sein Talent, die Kugel punktgenau auf jede beliebige Zahl zu werfen, nach sich zieht - er hätte keine Nacht mehr ruhig geschlafen. Sich selbst zu bereichern liegt ihm fern. Seit vielen Jahren aber verhilft er mancher gepeinigten Kreatur, die am Spieltisch Hab und Gut zu verlieren droht, mit Hilfe seines überaus geschickten Mittelfingers - ab und an - zu einem bescheidenen Gewinn. Doch in England wacht eine skrupellose Institution über die Casinos des Landes und über deren Mitarbeiter. Wird ein Croupier bei einer noch so geringen Manipulation ertappt, droht ihm der Verlust seines Mittelfingers. Eines Abends macht ein Casinobesucher, ein Araber, Ben ein unglaubliches Angebot: Er soll in einem Emirat für den Scheich in dessen Wüsten-Casino die Kugel werfen, wofür ihm eine märchenhafte Bezahlung winkt. Ben zögert. Zweimal hat Benjamin Sinclair von Männern dieses Syndikats bereits Besuch erhalten, die Warnung jedoch nicht ernst genommen. Eines Nachts findet er sich in einer schäbigen Londoner Hafenhalle gefesselt und halb betäubt auf einer Werkbank liegend, sein rechter Arm steckt in der gnadenlosen Umklammerung eines gußeisernen Schraubstocks während sich ein seriös gekleideter Mann mit Ledertasche und Bolzenschneider nähert…

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Rien ne va plus

  ein Thriller
von
Francesco Lupo

Kapitel I


    Als hätte er eine angestaute, rasende, eine nicht enden wollende Wut auf den gesamten Süden der britischen Inseln, als wollte er sie hinwegschwemmen, so heftig tobte der kalte böige Ostwind in den frühen Vormittagsstunden und peitschte gnadenlos den Kanal vor Englands Südküste. Trieb die Wellen vor sich her, schob sie schäumend an den Strand, wo die Gischt das Ufer weiß färbte soweit das Auge reichte. Davon nicht ganz unbehelligt fuhr der blaue Porsche die Küstenstraße entlang, von Brighton in Richtung Eastbourne, tapfer den heimtückischen Windböen trotzend, die nichts unversucht ließen, den Sportwagen aus der Spur zu zerren.
Der Mann am Steuer hatte keine Eile, er befand sich auf dem Weg in den wohlverdienten Urlaub. Zwar verblieben ihm nur 8 kurze Tage, aber er wollte sich ausruhen, mußte dringend abschalten. Allein aus diesem Grunde hatte er nicht in Brighton Quartier bezogen - dort gab es ein Spielcasino - sondern sich für das etwas ruhigere Eastbourne entschieden. Bis zu seinem Ferienort hatte er noch etwa 25 km zurückzulegen, dabei konnte er eine ausgesprochene Rarität zu dieser Jahreszeit genießen: Die wärmenden Strahlen der Märzsonne, hauchzart sein Gesicht überflutend, während das Meer zu seiner Rechten glänzte und schneeweiße Schaumkronen auf den Wogen der bewegten See tanzten ließ.
   Benjamin Sinclair lebte allein, war im Westen Londons beheimatet, und das naßkalte Wetter Englands belastete ihn zuweilen, wie die meisten Bewohner der Millionenstadt. Nirgendwo konnte man zu dieser Jahreszeit einen Menschen sehen, der nicht einen Regenschirm bei sich trug oder zumindest einen Regenmantel. Die Witterung drückte aufs Gemüt der Leute, Sonnenstudios hatten das ganze Jahr über Hochkonjunktur, und fast schien es, als hätten die Briten während der kalten Monate eine dunklere Gesichtsfarbe als im Hochsommer.
  Oberflächlich besehen ging Benjamin Sinclair einer angenehmen Tätigkeit nach. Er war 36 Jahre alt, mittelgroß, schlank, hatte dunkles Haar und arbeitete in einer Bank. Ein klein wenig genauer betrachtet war es keine richtige Bank; es handelte sich um eine Spielbank. Ben drehte in einem Londoner Spielcasino die Roulettescheibe.
Sein Dienst begann entweder um zwei Uhr nachmittags und endete um zehn Uhr abends, oder die Spätschicht zwang ihn, bis in die frühen Morgenstunden  …
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