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… nicht, er ist völlig taub“, sagte Ben.
„Das gibt sich bald wieder“, fuhr Dr. Gates fort. „Ein Kollege hat Ihnen einen Nagel entfernt, den man Ihnen dort tief hineingetrieben hatte, dazu hat er Ihnen eine örtliche Betäubung gegeben. In Kürze werden Sie den Finger wieder normal bewegen können. Übrigens, eine Nachricht für Sie war auch dabei.“
Entgeistert starrte Ben abwechslungsweise von seinem Finger auf den Arzt und wieder zurück. Er konnte es noch nicht begreifen, daß sein Finger, sein über alles geliebter Mittelfinger, sein Schatz, gar nicht abgetrennt worden war. Mit einer raschen Bewegung wollte er sich aufsetzen, aber der Schmerz in seiner Schulter ließ ihn wieder zurücksinken auf sein Kopfkissen; ihm war schwindelig geworden.
Im Hinausgehen deutete der Arzt auf die Tischplatte des Nachtschränkchens. Ben folgte seinen Blicken und sah dort den Nagel liegen zusammen mit einem Stück Papier. Mit der rechten Hand griff er hinüber, den Mittelfinger sorgfältig ausgestreckt, packte das Papier mit Daumen und Zeigefinger und hielt es vor sein Gesicht. Es war ein Blatt, herausgerissen aus einem Notizblock, und mit schöner, kultivierter Handschrift stand darauf geschrieben:
,Allerletzte Warnung! Mr. Smith’.
   Allein und völlig in sich versunken ging Ben seinen Gedanken nach, Gedanken, die sich in die Quere kamen, sich überholten, sich widersprachen, ein kunterbuntes Wirrwarr von absurden Möglichkeiten, von denen keine einzige zu stimmen schien.
Wie es jetzt aussah, war der Sprung von der Brücke vollkommen überflüssig gewesen, seine Verzweiflung umsonst, die schwere Verletzung an seiner linken Schulter gänzlich unnötig. Möglicherweise hatten seine Peiniger aber auch mit einem Selbstmord seinerseits gerechnet. In diesem Fall jedoch wäre unter dem Verband nicht dieser Zettel versteckt worden, den jeder finden mußte, der sich mit ihm oder seinen Überresten beschäftigt hätte.
Benjamin ließ den Kopf aufs Kissen fallen und entspannte sich; eine Zentnerlast war von ihm genommen. Aber die Ruhe dauerte nicht lange. Die Männer vom Syndikat hatten ihm einen unglaublich makaberen Streich gespielt, und er war darauf hereingefallen wie ein Schuljunge.                       Und wie ein Dorn, der sich unaufhaltsam in sein Fleisch hineinbohrte, so hielt plötzlich eine ohnmächtige Wut Einkehr bei ihm, wuchs, drohte ihn zu sprengen, eine Wut, wie er sie nie zuvor verspürt hatte.
Aber noch ein anderes Empfinden  …
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