Linda war - wie unter einem Zwang - irgendwie immer läufig. Sie war zwangs-läufig. Ganz in Gedanken hatte Benjamin für sie ein neues Wort an Stelle von nymphoman kreiert.
Er malte sich aus, wie sie auf Reisen von ihren Gefühlen übermannt wurde, ohne einen willigen Partner zur Verfügung zu haben. Vielleicht griff sie sich in dem Fall den Erstbesten, um ihn zu vergewaltigen - man munkelte in Pilotenkreisen so einiges.
Heute nacht bei Mrs. Hawkins war es anders gewesen. Wenngleich sich seine Gastgeberin zu Beginn auch etwas unterkühlt gab, durfte er doch feststellen, als Kopfmensch litt sie keineswegs an Gefühlsmangel, im Gegenteil. Dessenungeachtet liebte Ben ein derartiges Abenteuer, bei dem man nicht genau wußte, was einen erwartete. Es war ein wenig wie ein Spiel, und als Spiel hatten sie es beide wohl auch empfunden. Aber was für ein Spiel!
Der Respekt, den sie für einander empfanden, veranlaßte sie, miteinander umzugehen, als wären sie aus zerbrechlichem Porzellan, aus dünnem Glas zuweilen, das man nicht zu sehr drücken durfte, ohne es zu beschädigen, denn beschädigen wollten sie sich nicht. Das war von Anfang an klar.
Wenn sich Ben nur daran erinnerte, wie sie das Badetuch von seinen Hüften strich; als wickelte sie ein kostbares Geschenkt aus. Das hatte schon etwas Besonderes, etwas nicht Alltägliches. Möglicherweise betrachteten beide einander so, als handelte es sich beim anderen um eine wertvolle Leihgabe, die unbeschädigt wieder zurückgegeben werden mußte; darin lag eine ungeheure Spannung, während der ganzen Zeit. Selten hatte Benjamin ein derart vollendetes Liebeserlebnis gehabt. Es war der Frau nach ihren eigenen Worten nicht anders ergangen. Respekt schien das Zauberwort.
Ben hoffte manches Mal, Linda, die Stewardeß, würde sich nicht mehr melden, würde ihn einfach vergessen. Ihren nächsten Besuch wollte er für ein klärendes Gespräch nutzen.
Bei seiner Rückkehr fand er in seinem Briefkasten ein Schreiben von Sadde. Der wollte wissen, wie seine …
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