Das Auffallende jedoch waren ihre Augen, stahlblaue Augen, die ihr Gegenüber fixierten, es festhielten, die es beständig zu befragen schienen. Fast stellte sich bei Ben ein gewisses Unbehagen ein, als säße er vor einem Tribunal; was bei ihrem Beruf schließlich auch kein Wunder war. Und ihr Gesicht nahm die gleiche Position ein wie bei ihrer ersten Frage, mit der sie das Gespräch eröffnet hatte: Warum haben sie das getan, Mr. Sinclair?
Vorsichtig zeigte Ben sein Lächeln, das aber sofort wieder verschwand. Was sollte er ihr auf diesen Blick antworten? Er hielt es für das beste, bei seiner Version zu bleiben.
„Manchmal, Mrs. Hawkins, geschehen eben Dinge, die sich nicht so ohne weiteres erklären lassen, und ich finde, das ist ganz gut so. Nehmen Sie es als Wink des Schicksals, mit heiler Haut davongekommen zu sein. Fordern Sie das Glück nicht zu sehr heraus, wer weiß, wie es beim nächsten Mal für Sie ausgeht.“ Ben beugte sich etwas vor. „Ich hoffe inständig, es wird kein nächstes Mal geben.“
In Patricia Hawkins’ großen Pupillen konnte Ben sein eigenes ernstes Gesicht wie im Spiegel betrachten. Vielleicht sah auch sie sich in seinen Augen, denn ihr Blick wurde plötzlich sanfter, sie lehnte sich zurück und goß sich einige Tropfen Milch in ihren Kaffee. Ohne umzurühren trank sie einen Schluck, und an ihrer Oberlippe blieben zarte Spuren des Getränkes haften, die sie mit der Serviette abtupfte. Nun sah sie ihn freundlich von der Seite an, als erwartete sie, daß ihr Gesprächspartner fortfuhr. Es entging ihr nicht, daß Ben nachdachte, schwankte, ob und in wieweit er ihrem stummen Drängen nachgeben sollte. Diese Frau war eine Richterin, eine Gesetzeshüterin, von ihr sollte er nichts zu befürchten haben. Sie würde sicher nicht zur Times laufen und lauthals Beschwerde darüber einlegen, am heutigen Abend im Casino ein kleines Vermögen gewonnen zu haben. Bevor die beiden stahlblauen Augen wieder Gelegenheit hatten, sich in ihrer gewohnten Manier auf ihn zu richten, begann Ben:
„Vielleicht gibt …
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