Benjamins Fall hatte weniger als eine Sekunde gedauert, da bohrte sich eine der verrosteten Eisenspitzen durch sein linkes Schulterblatt in seinen Rücken und kam an seiner Brust, knapp unterhalb des Schlüsselbeines, wieder zum Vorschein. Als hätte ein gigantischer Greifvogel seine gnadenlose Klaue in Bens Körper geschlagen, so hing er minutenlang zwischen Himmel und Erde, genauer, zwischen Brückengeländer und Themse, sein Rücken wies zum Pfeiler hin. Er hatte keine Ahnung, was ihn da festhielt, was ihn daran hinderte, hinunter auf den Sockel zu fallen und seinem Leben ein Ende zu bereiten. Zu Beginn spürte Ben nur einen dumpfen Schmerz in seiner Schulter, ansonsten vermochte er sich nicht zu rühren, war wie betäubt.
‚Ein Schraubstock hält mich fest’, war sein Gedanke. ,Ein Schraubstock, wie jener letzte Nacht’. Momentan war der Schmerz für ihn noch erträglich, denn noch immer wirkte die Beruhigungsspritze vom Vorabend. Ben kam sich plötzlich so albern vor.
‚Wie ein Fisch am Haken’, dachte er bei sich, ‚ein Fisch! Ich bin ein Fisch’, als er unvermittelt Stimmen hörte.
„Sind Sie wach?“ rief jemand herunter, und „Wie fühlen Sie sich? Antworten Sie!“
Gott, wie fühlt man sich, wenn man eigentlich seit vielen Minuten tot sein müßte. Wie ein Fisch!
„Hallo, Sir“, erneut war von oben die freundliche Stimme zu hören, „bitte bewegen Sie sich nicht, wir holen Sie herauf.“
Jetzt sprach der Einsatzleiter Alex Ferguson etwas leiser zu ihm herab, seine Stimme klang sehr beruhigend, und Ben wurde ruhig, trotz des dumpfen Gefühls in seiner linken Schulter und der schrecklichen Erkenntnis, daß es sich hierbei sicherlich um eine schwerwiegende Verletzung handelte. ‚Bewegen Sie sich nicht’. Wie sollte er? Er verhielt sich ruhig, hätte auch in seiner Lage kaum etwas anders tun können. Vielleicht ein wenig zappeln, aber das wäre seiner Schulter nicht gut bekommen, denn der Schmerz begann nun langsam doch, ihn zu übermannen und sich auf die verletzte Schulter zu konzentrieren. Durch die Aufregungen der letzten Viertelstunde war sein Kreislauf richtig in Gang gekommen und sorgte nun dafür, daß die Reste des Beruhigungsmittels rapide abgebaut wurden. Mittlerweile verspürte Ben sogar starke Schmerzen, fühlte den kalten …
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