Benjamin mußte ihm beipflichten und gab noch etwas anderes zu bedenken:
„Wenn wir die Behörden einschalten, Tareb, ihnen mitteilen, daß am Samstagabend ein Mann 1,8 Millionen gewinnen wird, werden Fragen auftauchen nach dem Wie. Und diese Fragen dürfen wir ohnehin nicht beantworten.“
Sadde nickte sofort, er hatte eine andere Idee.
„Wir könnten den Mann einen geringen Betrag gewinnen lassen und ihm am Wechselschalter anschließend die vereinbarten 1,8 Millionen aushändigen. Wenn er sie annimmt, haben wir ihn.“
„Exakt diesen Vorschlag habe ich ihm gemacht“, erwiderte Ben, „er hat ihn abgelehnt. Außerdem, Tareb, wenn ein Mensch Geld annimmt, das ihm nicht zusteht, ist das kein Verbrechen.“
Auch das stimmte. Wenn das Casino voraussagen würde, folgendes passiert: Ein Besucher kommt mit einer enormen Summe heraus, die er nicht gewonnen hat, nützte das nichts. Jeder Richter hätte Verständnis für dieses Kavaliersdelikt. Es gab wohl kaum Menschen mit einem derart gefestigten Charakter, die eine solche Summe ablehnen würden. Mit einemmal wurde der Orientale sehr nachdenklich.
„Woher weiß dieser Kerl, daß es möglich ist, ihn an deinem Tisch gewinnen zu lassen, Benjamin?“
Das war eine überaus wichtige Frage, die Ben schon seit dem Gespräch mit dem geheimnisvollen Anrufer beschäftigte. Eine Antwort darauf hatte er noch nicht gefunden. Es gab nur wenige Personen, die sein Geheimnis kannten. Sadde, Cheikh Rahman, Ben selbst, Patricia, und - mit Einschränkungen - der junge Schotte Sean, der es ihm ständig gleichzutun versuchte, ein weiterer Kollege, und letztendlich die unglückliche Julie, die ihren Finger eingebüßt hatte. Damit erschöpfte sich die Zahl der Mitwisser. Woher also hatte dieser Mann Kenntnis von Bens Talent? Diese Frage bereitete Benjamin in den nächsten Tagen erhebliches Kopfzerbrechen. Und allmählich kam er zu dem Schluß, der Maulwurf sei in den eigenen Reihen zu suchen. Das war sehr bedauerlich, vor allem deswegen, weil er dagegen machtlos war.
Am Abend stand Ben an seinem Tisch und ließ die Elfenbeinkugel rollen. Er fühlte sich heute nicht ganz wohl in seiner Haut, und das hatte einen simplen Grund: Patricia hatte telefonisch ihr Kommen angekündigt. Mit Engelszungen hatte er versucht, sie zu überreden, Abstand davon zu nehmen, sie aber ließ …
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