Um den gewaltigen Betrag von 1.8 Millionen Pfund überhaupt zu erreichen, stieg er sogleich voll ein und setzte kühn 10 000 Pfund - das offizielle Limit an diesem Tisch - auf die 11. Ben warf die 10, der Gesichtsausdruck des beringten Gastes veränderte sich ein ganz klein wenig. Aber offenbar war er informiert, daß nicht jeder Wurf zum Erfolg führte. Daher legte er erneut 10 000 Pfund auf die 11, Ben warf die 9. Diese Manöver setzten sich fort, Ben warf stets eine weitere Zahl tiefer, und nach einer Reihe von Spielen hatte der Mann nicht nur seinen Optimismus sondern auch mehrere zehntausend Pfund eingebüßt. Sadde stand am Tischende, erneut Bens einzigartiges Geschick bewundernd, das Glück zu manipulieren.
Nicht einer der anderen Spieler am Tisch bemerkte etwas von dem stillen und dennoch verbissen geführten Kampf, der sich in ihrer unmittelbaren Nähe abspielte, das Spiel lief völlig normal, nur Sadde blickte vergnügt drein.
Nach wenigen Minuten stand der Mann mit dem Ring gelassen auf, lächelte beherrscht, warf Ben trotz des Lächelns einen kalten Blick zu und verließ den Tisch.
In Bens Gesicht zeigte sich unauffällige Freude, denn mit dem heutigen Abend war das Thema Schutzzoll fürs erste erledigt. Vielleicht für immer. Sadde widmete sich wieder seinen anderen Gästen. Ben empfand es als angenehm, ihm bei der Arbeit zuzusehen, wie er mit seinen weißen Handschuhen mal da einen Gast berührte, mal hier an einer Bank etwas gerade rückte, dort ein Kompliment aussprach, um im nächsten Moment wieder eine ernste Frage zu beantworten. Sadde war die Seele des Geschäfts, Ben war stolz, ihn zum Mitarbeiter zu haben. Und zum Freund.
***
Es war Winter geworden in London. Tareb parkte seinen Wagen immer an der gleichen Stelle. Bescheiden, wie er war, fuhr er einen Audi. Er war ein vermögender Mann, hatte es nicht nötig, mit seinem Reichtum zu protzen. Zudem war ein Audi, ein Wagen, der drüben in Deutschland gebaut wurde, weniger auffällig als beispielsweise ein Bentley. Oder gar ein Rolls Royce. Tareb saß schon des öfteren in einer dieser Nobelkarossen, konnte sich jedoch nicht mit dem Gedanken vertraut machen, selbst ein solches Gefährt zu besitzen. …
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