…  Er stammte aus der Kehle eines der Jungen und klang ziemlich final. Weil unsere Gruppe sich weit zerstreut hat, versuchen wir zu allererst uns zu sammeln, bevor wir reagieren.

Von dort kam der Schrei! Wir müssen ein paar Schritte ins Waldesinnere, haben die Geräuschquelle ausgemacht, laufen hinüber und der Schreck lähmt unsere Glieder: Davids ältere Bruder hat diesen Hilferuf ausgestoßen, und im Moment unseres Erscheinens vernehmen wir nur sein schwaches Keuchen, kurz darauf herrscht Totenstille. Aber wo ist er? Aufgeregt laufen wir umher, bis Anton zu schreien beginnt. Langgezogene tiefe Rufe kommen aus seinem Mund, er fixiert einen großen Haufen am Fuße eines riesenhaften Baumes. Zwischendurch springt er in die Höhe und dreht eine Pirouette nach der anderen. Im Nu sind wir bei ihm, sehen die Bescherung, und auch uns befällt Panik!

Vor unseren Augen spielt sich ein Drama ab, wie es exemplarischer für den Dschungel nicht sein könnte. Ein wirres Knäuel aus dicken Schlingen liegt regungslos vor uns, und zwischen den oberschenkelstarken Windungen ragt ein zierliches schwarzes Ärmchen hervor. Ein Felsenpython hat unseren jungen Artgenossen gepackt und ist dabei, ihm den Atem aus dem zerbrechlichen Leib zu quetschen. Aber der Junge lebt noch, macht verzweifelte Befreiungsversuche, rudert mit dem einen freien Arm erfolglos in der Luft.

   Wenn ein Python dieser Größenordnung zupackt – ich schätze seine Länge auf über fünf Meter – besteht für das Opfer meist keine Hoffnung mehr. Wenn dieser junge Schimpanse aber mit dem Arm rudert, kann das nur bedeuten, er hat die Besinnung noch nicht verloren; jetzt ist Eile geboten. 

Inmitten der allgemeinen Aufregung mache ich einen Satz und lande unmittelbar neben dem Reptil. Der Felsenpython hat sich im Leib des Jungen verbissen, seine Schlingen geschickt um ihn gelegt, dabei aber zwei der dicken, aus dem Erdreich herausragenden Baumwurzeln mit umschlungen. Es bleibt mir nicht die Zeit herauszufinden, wie es zu diesem unglaublichen Zufall kommen konnte, ich sehe nur, daß dadurch ein wenig Raum geblieben ist für unseren Kleinen. Die meiste Kraft dieses gnadenlosen Muskelpaketes überträgt sich nun auf das Holz der Wurzeln, die natürlich nicht gewillt sind nachzugeben. Was sollen wir bloß tun? Am heutigen Tage trage ich keine Waffe bei mir, und wer würde eine solche Riesenschlange mit bloßen Händen attackieren? Nur ein Wahnsinniger.

Ich! Ich tu es einfach. Einem ersten kräftigen Biß in den dunklen Schlangenleib lasse ich einen zweiten folgen und einen dritten. …