„Diese Frage ist zweitrangig“, antwortete sie ruhig. „Unsere Väter haben uns bereits im Kindesalter einander versprochen. Das ist wie ein Schwur, wie ein Gesetz. Man hält sich daran.“
Bens Überraschung wollte nicht enden. Was erzählte sie da? Sie lebten im einundzwanzigsten Jahrhundert, nicht im Mittelalter.
„Man kann doch seine Meinung im Laufe des Lebens ändern. Viele Menschen tun das. Warum nicht du?“
Zakia machte ein nachdenkliches Gesicht, versuchte, Ben in den Arm zu nehmen, aber der sträubte sich. Noch verstand er die Umstände nicht exakt. Das irritierte ihn.
„Es kommt noch ein Weiteres hinzu“, begann Zakia. „Hossein ist sehr vermögend. Er ... kann mir ein sorgenfreies Leben bieten. Sein Vater besitzt einige Ölquellen. Irgendwann“, strahlte Zakia, „wird Hossein sie übernehmen.“
„Um wieviel handelt es sich?“ fragte Ben eher beiläufig, denn dieses Geständnis überraschte ihn eigentlich nicht mehr.
„Es ist kein Pappenstiel, Benjamin. Die Quellen haben ein geschätztes Vermögen von zirka 20 – 30 Millionen Dollar.“
30 Millionen Dollar, dachte Ben. 30 Silberlinge oder 30 Millionen Dollar, wo war da der Unterschied? Diese Frau klammerte sich an einen Menschen wegen der zu erwartenden Dollarmillionen und ließ einen anderen, der sie wirklich mochte, dafür einfach im Regen stehen.
30 Millionen. Diesen Betrag erhielt er in einem Vierteljahr an Zinsen. Sein Schiff hatte mehr gekostet.
„Wir können uns weiterhin sehen, wenn du willst“, fügte sie an, „aber du verstehst sicher, daß ich diesen Mann nicht gegen einen, na ja, gegen einen ... Casinoangestellten eintauschen möchte.“
Also ein Casinoangestellter war er für sie, nichts weiter. Das saß. Sie meinte das durchaus ehrlich, sie täuschte keine falschen Gefühle vor; das sprach wiederum für sie.
Und sie hatte einen so wunderbaren Körper, daß Benjamin wenigstens für die Dauer seines Aufenthaltes im Emirat nicht auf sie verzichten wollte. Also trafen sie sich weiterhin, in unregelmäßigen Abständen. Aber die folgenden Treffen hatten ein wenig von ihrer knisternden Spannung eingebüßt, und als Ben eines Abends vergeblich auf sie wartete, hielt sich seine Enttäuschung in Grenzen. Sie rief nicht an, Ben hörte lange nichts von ihr.
Sadde, sein Freund und Vertrauter, der um diese Beziehung wußte, eröffnete ihm 14 Tage später, in welchen Schwierigkeiten sie steckte. …
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