„Wie geht es deinem Vater, Patricia, dem ehrenwerten Sir Anthony?“ fragte Sadde interessiert, aber mit einem leichten Schalk in seinen Augen.
Patricia warf einen flüchtigen Blick in Richtung Spielhalle, in der Benjamin fleißig das Rad drehte, nippte an ihrem Glas, sah Sadde an und versuchte, ein wenig Konversation zu machen.
„Er ist im Ruhestand. Er hatte vor einiger Zeit einen kleinen ... Unfall gehabt, der es ihm nicht mehr erlaubt, seinen Beruf auszuüben.“
Ein kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über das Gesicht ihres orientalischen Gegenübers, Patricia bemerkte es nicht und fuhr fort.
„Nachdem er das Sanatorium verlassen hatte, in dem er sich von seinem Nervenschock erholen sollte, hat er seinen Dienst am Gericht wieder angetreten. Aber er war völlig verändert. Ihm fehlten plötzlich, wofür er früher geradezu berüchtigt war: Strenge und Härte. Seine Urteile waren nach und nach immer milder ausgefallen, bis er sich schließlich außerstande sah, einen Angeklagten überhaupt noch zu bestrafen. Die meisten Staatsanwälte gingen sofort in Revision, und die nächste Instanz mußte anschließend regelmäßig alle seine ungewöhnlichen Richtersprüche korrigieren. Letztendlich hat man ihm nahegelegt, sich pensionieren zu lassen. Ausschlaggebend war ein Fall, bei dem ein Mann seine gesamte Familie getötet hat. Auf bestialische Weise brachte er zuerst seine Frau um, anschließend die Kinder und danach seine Schwiegereltern. Der Staatsanwalt forderte zwangsläufig lebenslänglich, der Anwalt des Angeklagten plädierte auf verminderte Zurechnungsfähigkeit und forderte 8 Jahre mit anschließender Aufnahme in einer psychiatrischen Anstalt.
Vater hat ihn freigesprochen! Das war sein letzter Fall. Jetzt lebt er zurückgezogen in Cambridge. Ja, Tareb, viel ist nicht übriggeblieben von dem großen und kräftigen Sir Anthony.“
Fast konnte man etwas wie Wehmut in ihrer Stimme hören, beinahe vermuten, das Verhältnis zu ihrem Vater wäre enger als sie bisher zugegeben hatte. Sadde, der sein Glas auf die Theke gestellt …
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