Mehrmals hatte Wu, der chinesische Koch, der zur gemieteten Crew gehörte und für seinen frisch zubereiteten Fisch berühmt war, unterwegs mit einer Art Schleppnetz erfolgreich das Mittagessen gefangen, bei voller Fahrt. Dazu schwenkte er einen langen Ausleger über die Bordwand hinaus, an dessen Ende entweder eine Leine mit Köder oder ein Seil mit einem offenen Netz befestigt war. Wu holte mit dieser Methode Erstaunliches zutage. An Bord war man begeistert von der Frische und der Qualität des Resultates, und selbst Ben, der im Emirat mit frischen Meeresfrüchten geradezu überhäuft worden war, genoß diese Abwechslung gern. Wu war bestrebt, für die Durchfahrt des weltberühmten Kanals etwas ganz Besonderes aus dem Meer zu zaubern und hatte sein Netz ausgeworfen.
Sie erreichten den Kleinen Bittersee in den frühen Morgenstunden, und der Koch hatte diesmal einen derart gewaltigen Fang im Netz, daß er alleine gar nicht in der Lage war, es einzuziehen. Hilfe wurde ihm von einem Mann der Besatzung zuteil, und gemeinsam zogen sie das Ergebnis des Fischzugs aus dem Wasser.
Der Matrose warf einen interessierten Blick nach unten und hielt sofort inne: Im Netz war eine olivgrüne Kugel mit einem Durchmesser von zirka 80 Zentimetern sichtbar geworden, große Dornfortsätze zierten die Hülle, wie eine überdimensionale Trüffel mußte sie dem Koch erschienen sein. Eine Trüffel aber war es beileibe nicht.
Der Matrose gab sofort Alarm. Die Maschinen stoppten, kraftlos trieb die Gambling Palace im Kleinen Bittersee. Hernach ließen der Seemann und der Koch das Netz wieder sachte in den Fluten versinken. Der Ausleger wurde so weit wie nur möglich von der Bordwand weg geschwenkt, die dünnen Leinen des Netzes an der Reling festgemacht. Der Kapitän setzte einen Funkspruch ab und erhielt kurze Zeit später Nachricht aus Suez. Wu hatte eine Treibmine eingefangen.
Er solle das Schiff unbedingt treiben lassen, keinesfalls den Anker werfen, die kleinste Erschütterung …
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