Beim anschließenden Spiel lagen bereits für je 30 000 Dollar Jetons auf allen fünf Feldern. Bedauerlicherweise legte sich die weiße Elfenbeinkugel, die ein nervös agierender Croupier auf das Rad schleuderte, diesmal auf die 16. Auf dieser Zahl hatte ein sympathisch lächelnder Mann aus Korea - glücklicherweise - eine 2000 Dollar Spielmarke gelegt. Mittlerweile der einzige, der neben dem Russen noch an diesem Tisch spielte. Zart ertönte der Gong. Danach zog sich auch der Koreaner zurück.
Einige Spiele später, nachdem die Zahlen 5 und 11 je zweimal und einmal die 13 geworfen wurden, war der Russe bei einem Einsatz von jeweils 90 000 Dollar pro Feld angelangt. Sein Lächeln war verschwunden, nicht jedoch seine Spiellaune, die war ungebrochen. Und unerschöpflich schienen die Jetons aus der schwarzen Tasche zu sprudeln.
Nachdem die Kugel wieder auf der Fünf landete, mußte er beim nächsten Spiel bis zum Äußersten ausreizen, das Limit von 100 000 Dollar pro Feld war erreicht. Ben nahm sich für diesen letzten Wurf etwas mehr Zeit, streichelte die Kugel innig, bevor er sie in die Rinne gleiten ließ. Sie rollte endlos lange, verfolgt von den gierigen Augen der Zuschauer, verfolgt auch von dem längst nicht mehr so lässigen Blick des beleibten Russen.
Da krachte es ungewöhnlich laut an der chromglitzernden Querstrebe, die Kugel wurde in die Luft geschleudert, landete in der sechs, aber nur für einen Sekundenbruchteil, denn sofort rollte sie weiter, holperte über die gesamte Scheibe, machte erneut einen Ausflug in die Lüfte und bettete sich schließlich auf der 23 zur Ruhe. Ben fiel ein kleiner Stein vom Herzen. Nicht etwa, weil ihn das Spiel aufgeregt hätte, nein. Aber diesem Mann dort am Tisch hätte er zum einen den Erfolg nicht gegönnt, zum anderen war er dabei, heute im Emirat sein Gesellenstück zu machen. Dieser völlig mißglückte Wurf soeben gehörte zu den Ausrutschern, die immer einmal passieren konnten; es war noch einmal gut gegangen.
Während Ben sich mit dem Abschluß des letzten Spieles befaßte, hob der Mann aus Rußland seinen Arm, der jordanische Geschäftsführer nahte, und der Russe bat um die Erhöhung des Limits, der Jordanier weigerte sich zunächst, und auch Ben vermittelte den Eindruck, sich der Weigerung anschließen zu wollen. Der Russe …
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